Ein Lehrbuch über schwarze Europäer*innen, die Geschichte schrieben, in der Geschichtsschreibung jedoch lange unerwähnt blieben. Die internationale Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft erinnert unter anderem an die massiven Diskriminierungen, an Ausgrenzungen und Rassismus, die viele Menschen afrikanischer Herkunft bis heute erleben. „Legenden die uns verborgen bleiben. Schwarzes Europa“ will diese „verborgenen“ Menschen wieder ins Gedächtnis rufen. Das Buch ist in acht unterschiedliche Kapitel gegliedert, wobei die ersten drei Kapitel die interessanesten sind. Im ersten Kapitel schreiben junge People of Color über Schwarze europäische Persönlichkeiten, die auf sie Eindruck gemacht haben. Zu diesen zählen May Ayim, Fasia Jansen, Hilarius Gilges , Alexandre Dumas, der Ältere und weitere.
Im zweiten Kapitel werden 24 Personen vorgestellt, die die europäische Geschichte der letzten 500 Jahre geprägt haben aber größtenteils ziemlich unbekannt geblieben sind. Unter ihnen sind der heilige Bendedikt (gest. 1589), Franziskaner und erster Schwarze, der heilig gesprochen wurde, der aus Guinea stammende Ignatius Sancho (gest. 1790) , der im 18. Jahrhundert als erster Schwarzer das britische Wahlrecht erhält und Prinz Aquasi Boachi (Akwesi Boakye, gest. 1904), der erste Ghanaer mit einen Abschluss als Bergbau-Ingenieur von der Bergakademie in Sachsen. Diese Biographien zeigen, dass die afrikanisch-europäische Migrationsgeschichte schon vor vielen hundert Jahren begann. Das dritte Kapitel liefert einen kurzen Exkurs in die Geschichte Europas – Skavenhandel, Aufklärung, Zeitalter der Indusstrailisierung, die zwei Weltkriege – immer mit Blick auf die Schwarzen Perspektive. Ein Glossar, Recherchetipps und Anregungen, die Themen zu vertiefen, runden das Angebot ab.
In der (eurozentristischen) Geschichstschreibung fehlen häufig Schwarze Vorbilder. Ihre Verdienste werden oftmls einfach nicht erwähnt, wie auch der Kinofilm „Hidden Figures“ jüngst zeigte. Für Jugendliche ist es jedoch wichtig, Identifikationsfiguren zu haben. Daher ist dieses Buch ein wichtiges Empowerment-Instrument. Mit Blick auf die Zielgruppe liefert das Buch seine Informationen in kleinen, bunten Häppchen. Für jüngere Leser*innen wird Geschichte somit attraktiv statt abschreckend. Vielleicht regt das Buch auch manchen Geschichtlerer und mancher Geschichtslehrerin dazu an, im Unterricht auch andere geschichtliche Perspektiven zu lehren. (ado)
„Legenden die uns verborgen blieben. Schwarzes Europa“, Edition Assemblage, Hardcover, Großformat, zahlreiche farbig Abbildungen
164 Seiten, 14,80 Euro
ISBN 978-3-942885-19-5