Die verstärkte Berichterstattung über die Corono-Krise hat in den letzten Wochen davon abgelenkt, dass es auch andere Themen und Problemfelder gibt, die wir als Gesellschaft nicht aus den Augen verliefen dürfen. Mitte April wurde der erste Antisemitismus-Bericht des Landes Nordrhein Westfalen von der Antisemitismusbeauftragten Sabine Leutheusser Schnarrenberger vorgelegt. Unter dem Titel „Fakten, Projekte, Perspektiven” zeigt der Bericht die aktuelle Situation des Antisemitismus in Nordrhein-Westfalen auf.
„Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Deshalb müssen diese Themen in Aus- und Fortbildungen für Lehrer, Polizisten, Richter und Staatsanwälte verpflichtend enthalten sein,“ scheibt Frau Leutheusser-Schnarrenberger im Vorwort und spricht damit eine Forderung aus, die Migrantenorganisationen und Minderheiten in Deutschland schon lange äußern. Während es absolut wichtig ist, jede Form von Diskriminierung zu bekämpfen und für eine freiheitliche demokratische Gesellschaft einzutreten, zeigt sich Antisemitismus und Rassismus nicht nur in Taten wie die Mordanschläge von Halle und Hanau. Diskriminierung ist zum großen Teil subtil und findet sich in vielen akzeptierten Strukturen, in der medialen Berichterstattung und in der gängigen kommunikativen Praxis verborgen. Betroffen sind vor allem Menschen, die sichtbar „anders“ sind – und das sind bei weitem nicht nur Menschen jüdischen Glaubens. So gut es ist, dass NRW endlich eine Beauftragte für Antisemitismus hat, umso besser und sinnvoller wäre es, wenn wir eine*n Beauftrage*n für das umfassendere Feld Antidiskriminierung und Antirassismus hätten.
Den ersten Antisemitismusbericht lesen Sie HIER.