Kunststunde interkulturell: Schüler*innen malten ihr Bild von Afrika

Die Künstlerin Mary Ogembo stellt Schüler*innen eine Aufgabe: Dream Africa

Sehr häufig geht es in der Entwicklungszusammenarbeit darum, Wissen aus Ländern des Nordens an Länder des Südens zu vermitteln. Aus Europa macht man sich auf, um an einer Schule in Afrika Kindern etwas „beizubringen“. In einem Kunstworkshop an der Katharina-Henroth-Gesamtschule in Köln war es mal umgekehrt. Die kenianische Künstlerin Mary Ogembo, die zu einer Ausstellung ihrer Werke in Düsseldorf angereist war, übernahm am 23. Februar eine Kunst-Doppelstunde an der Schule in Höhenberg. Dabei kitzelte die Malerin aus den zunächst wenig inspirierten Jugendlichen viele tolle Ideen zum Thema „Afrika“ heraus.

„Wer war schon mal in Afrika“? wollte die Malerin zu Beginn des Unterrichts von den Kids wissen. Bis auf einen Schüler mit marokkanischen Wurzeln ist noch keiner der Schüler*innen je in einem Land Afrikas gewesen. In der Kunst geht es um Phantasie, um die Vorstellungskraft. Bilder entstehen im Kopf. „ Schließt eure Augen und denkt an Afrika. Was seht ihr? Welche Bilder erscheinen in eurem Kopf“ fragte Mary Ogembo die 15 bis 17 Jährigen. „Dream Africa – erträumt euch Afrika“.

Mary Ogembo schaut, welche Bilder entstehen

Nach kurzer Zeit rufen mehrere Stimmen in den Raum. „Elefant“, brüllt ein Schüler, „Bananen“ tönt es von einer anderen Ecke. Es fallen viele Begriffe: „Heiß“, „Arm“, „Soldaten“, „Hunger“, „Sonne“, „Bunt“. Langsam kommen die Jugendlichen in Fahrt. „Musik“, „Trommeln“, „große Bäume“, „Nilpferde“. Die nächste Aufgabe ist, sich auf ein einziges Bild, eine Vorstellung zu konzentrieren, und dieses Bild von Afrika zu Papier bringen. Wie Mary betont, ist es dafür nicht nötig, dort gewesen zu sein. Leere weiße Blätter und Acrylfarben werden verteilt und es kann los gehen. Die Schüler*innen lassen ihrer Phantasie freien Lauf. Und während sie an ihren Blättern arbeiteten, haben sie auch die Gelegenheit, Fragen über Afrika zu stellen. Fachpromotorin Tina Adomako und der langjährige WDR-Afrika-Korrespondent Wim Dohrenbusch, der den Besuch der Künstlerin in NRW ermöglicht hatte, konnten an diesem Vormittag viele Fragen über Leben und Alltag in Afrika beantworten. Dabei wurde klar, wie viele stereotypische Vorstellungen in den Köpfen der Jugendlichen verankert sind und wie wenig sie tatsächlich über Geschichte und Gegenwart der Länder Afrikas wissen.

Zu den vielen Fragen der Schüler*innen gehörten: Laufen da überall Elefanten herum? Stimmt es, dass Kinder in Afrika nicht zur Schule gehen müssen? Warum sind die alle so arm? Müssen Mädchen alte Männer heiraten, auch wenn sie nicht wollen? So konnten Themen wie Fairer Handel, kritischer Konsum, Frauenrechte und Klimawandel mit in den Kunstunterricht eingebunden werden.

Am Ende sind nicht nur wunderschöne Bilder von ganz unterschiedlicher Qualität entstanden, sondern die Jugendlichen konnten ein differenzierteres Afrika-Bild mit nach Hause nehmen.

Deutlich wurde allerdings auch, dass im Kurrikulum kaum Wissen über Afrika vorhanden ist. Für die Bildungsoffensive Bildung für nachhaltige Entwicklung gibt es noch viel zu tun.

Über Mary Ogembo: Schönheit und Stärke der afrikanischen Frau sind die favorisierten Motive der kenianischen Künstlerin Mary Ogembo. In ihren farbenfrohen, lebendigen Gemälden setzt sie den Frauen Afrikas ein Denkmal. Sie lässt sich von den bunten Stoffen ihrer Kleidung und den kunstvollen Frisuren inspirieren und verbindet Tradition mit Moderne. Die Malerin zeigt starke, selbstbewusste Frauen im zeitgenössischen Kontext. Ogembo versteht sich als Stimme der afrikanischen Frau. „Ich will, dass die Welt weiß, Frauen können Dinge bewegen, Frauen sind stark“, sagt sie. (ado)

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