Alle Welt kennt Greta Thunberg. Ihr ist sogar schon ein ganzer Kinofilm gewidmet worden. Die Kinder und Jugendlichen in diesem Film sind weniger bekannt. Und doch kämpfen sie genauso engagiert darum, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Damit es für sie eine lebenswerte Zukunft geben kann.
Gilles de Maistre portraitiert in seinem Film Kinder aus den unterschiedlichsten Ländern und Gesellschaftsschichten, die eines eint: sie sind überzeugt, dass jede*r Einzelne einen Unterschied machen kann. Und sie handeln entsprechend. Erstaunlich ist das junge Alter, in dem einige dieser Kinder mit ihrem Engagement begonnen haben. Der Hauptprotagonist José Adolfo, dessen Off-Stimme durch den Film führt, hat mit sieben Jahren eine Umweltbank für Kinder gegründet, die Banco del Estudiante. Das Geld der Bank kommt aus eingesammeltem Müll – Altpapier, Plastikflaschen, Metalldosen. In Arequipa, Peru hat José zahlreiche Kinder dazu gebracht, diese wiederverwertbaren Stoffe einzusammeln. Mit seinem Vater liefert der mittlerweile 13-Jährige das Material bei einer Recyclingfirma ab. Pro 5 Kilo gibt es Geld aufs Konto. Mit diesem Geld können die Kinder Schulmaterialien oder Essen kaufen. 3000 Kinder haben inzwischen ein Umweltkonto bei Josés Bank. Für dieses Engagement erhielt er 2018 in Stockholm den „Children’s Climate Prize“
Neben José Adolfo begleitet der Film die Kinder Arthur, Aïssatou, Heena, Peter, Kevin und Jocelyn, die ebenfalls Großartiges leisten. Aïssatou kämpft gegen die Zwangsverheiratung von Mädchen in ihrer Heimat Guinea. Mit einer Gruppe gleichgesinnter Mädchen macht sie laut darauf aufmerksam, dass diese immer noch gängige Praxis verboten ist. Wittern sie eine Zwangsehe mit einer Minderjährigen, alarmieren sie die Polizei. Der 10-jährige Arthur aus einer Wohlstandsfamilie in Frankreich malt Bilder, die er in Ausstellungen verkauft. Mit dem Erlös kauft er Lunchpakete und Decken für Obdachlose. Obwohl sie „nur“ Kinder sind, sehen sie, was um sie herum nicht stimmt. Ob Umweltverschmutzung oder fehlende Schulbildung, Obdachlosigkeit oder Kinderehen – sie lassen sich von keinem sagen, dass sie zu klein, zu machtlos oder zu unwissend sind, um gegen die allgegenwärtigen Ungerechtigkeiten zu kämpfen.
Als erwachsene Person staunt man über den Mut und die Durchsetzungskraft dieser Kinder. Kinder wie Kevin, Jocelyn und Peter, die in Bolivien in Minen arbeiten und sich gewerkschaftlich engagieren. Für eine Krankenversicherung und für angemessene Löhne, damit sie sich einen Schulbesuch leisten können. Dagegen wirkt das Engagement von Wohlstandskindern wie Arthur wie das white savior syndrom, selbst wenn man anerkennt, dass ein 10-Jähriger auch mit seinem Legobaukasten spielen könnte, statt Obdachlose zu füttern. Einen Satz, den alle Kinder wiederholen ist, dass Erwachsene ihnen nicht zuhören und ihnen nichts zutrauen. Gilles de Maistre zeigt mit seinem Film, dass Kinder weltweit sehr wohl mitbekommen, was um sie herum passiert. Die Zustände, unter denen sie leben, mögen beängstigend sein, doch ihr Lebensmut und ihr untrügliches Gefühl für Gerechtigkeit sind stärker. Und deshalb begehren sie auf, handeln dort, wo Erwachsene versagt haben, und schaffen es tatsächlich, (wenn auch nur im Kleinen) Veränderungen herbei zu führen.
Gleichzeitig halten sie der den Erwachsenen den Spiegel vor und beschämen diejenigen, die die Welt in so einen desolaten Zustand gebracht haben. Regisseur Gilles de Maistre schafft mit seinem Film ein berührendes Porträt über Kinder dieser Welt, die sich mit überwältigendem Mut und Optimismus gegen Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung erheben. (ado)
Dokumentarfilm, Frankreich 2019, 84 Minuten, Regie: Gilles de Maistre, ohne Altersbeschränkung, endlich im Kino ab 15. Juli 2021.