Helen Yigzaw ist Kinderpflegerin, Mutter von drei Kindern und lebt in Köln. Sie war selbst noch ein Kind, als sie mit ihrer Mutter, Schwester und zwei Brüdern 1984 aus dem Krisengebiet Eritrea nach Deutschland geflohen ist.
Durch ihre Arbeit in Kindergärten, aber auch in der Betreuung von geflüchteten eritreischen Minderjährigen hat die 39-Jährige viel Erfahrung im Umgang mit Kindern und Jugendlichen.
Aus eigener Erfahrung kennt sie zudem die Schwierigkeiten und die Traumata, die Kinder durchleben, wenn sie als „fremd“ und „anders“ wahrgenommen werden.
2015, als ganz viele Menschen nach Deutschland flohen, kamen ihre eigenen Erinnerungen wieder hoch. Die ablehnende Haltung der Politik, die auch von vielen Menschen geteilt wurde, hat sie erschüttert. „Ich hätte am liebsten jeden Passanten, der mir entgegenkam, verzweifelt an den Schultern gerüttelt und gesagt: Seht ihr nicht was da passiert? Die Leute sterben und ihr seid wütend, weil ihr euch um euer Land fürchtet.“
Die Kinderpflegerin empfand Wut. Und wandelte diese um in aufklärende Gespräche – im Jugendamt, mit Lehrern, Kollegen, Vorgesetzten und mit den Kindern, mit denen sie täglich Umgang hatte. „Wenn ich spreche, wird es ganz leise und die Menschen hören mir zu,“ stellte sie fest. „Wenn noch mehr Menschen mich kennen lernen würden, würden sie vielleicht begreifen, wer im Mittelmeer gestorben ist. Eine Art überspitzte Übertragung könnte stattfinden. Denn ich denke, es fehlt vielen an Empathievermögen gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund.“ Dann kam ihr die Idee mit dem Kinderbuch. Die Intention des Buches war ihr Versuch die Welt ein Stück besser zu machen. Denn „Ich habe die Welt nicht mehr verstanden und beschlossen an Änderungsprozessen aktiv beteiligt zu sein,“ sagt sie.
So entstand ihr erstes Kinderbuch, deren Protagonistin den gleichen Namen trägt, wie sie selbst. „Die Geschichten sind aus meiner Kindheit, selbstverständlich mit meinem pädagogischen Know-how und der Erfahrung in Familien- und Bildungswesen zusammengetragen“, erklärt sie.
Die kleine Helen in „Helens Welt“ ist ein fröhliches Mädchen, das seine Welt immer wieder neu entdeckt. Sie verschenkt Lose, um ihre Freunde zu erfreuen, und sammelt Schnecken, weil sie so bunt schimmern. Sie macht Fehler, lernt aber daraus und am Ende rettet sie einen verirrten Hund. Helen begegnet der Welt mit offenen Augen und großem Herzen. Auch Jungen werden die Geschichten spannend finden, da es sich bei den Abenteuern der Titelfigur nicht um klischee-belastete „Mädchenthemen“ handelt. Die Geschichten rund um Helen wollen Kinder in einer immer digitalisierteren Welt zeigen, wie wichtig der Umgang mit Menschen und Tieren ist. Jede Geschichte ist in sich abgeschlossen und deswegen auch ideal zum Vorlesen als Gute-Nacht-Geschichte.
Die autodidaktische Kinderbuchautorin hofft, dass ihr Buch seinen jungen Leser*innen zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen wird. Denn, „sozial und emotional gestärkte Kinder sind im Leben standhafter und handlungsfähiger“, wie sie aus eigener Erfahrung und vielen Jahren Berufstätigkeit mit Kindern weiß.
Helen Yigzaw: Helens Welt, 96 Seiten, tredition Verlag,
ISBN 978-3-7497-4542-5, € 16,99
Am 15. August ist die Autorin mit ihren Geschichten live in Köln auf der diesjährigen Hörspielwiese zu erleben. Das Programm finden Sie HIER
(ado/02.08.21)