Dies ist die wahre Geschichte von Paul Nkamani. Es ist nur eine Geschichte von Hunderten, von Tausenden, die sich auf eine Reise begeben. Die meisten Geschichten kriegen wir gar nicht zu hören. Viele der Geschichten gehen nicht so gut aus, wie Pauls Geschichte. Viele enden im Tod in der Wüste, oder im Mittelmeer. Doch auch wenn Paul am Ende glücklich ist, sein geographisches Ziel erreicht zu haben, ist dies noch lange nicht eine Geschichte mit „Happy End“.
Paul hat sich vor Jahren auf den Weg von Kamerun nach Europa gemacht. In Kamerun sah er für sich und seine Zukunft keine Perspektive. Obwohl er studiert hat, gab es für ihn keine Aussicht auf eine vernünftige Arbeit, keine Aussicht, eine Familie zu gründen. „Facebook zeigt ein verlockendes Europa“, sagt Paul. Deshalb hat er sich 2011 auf den Weg gemacht, in eine vermeintlich bessere Zukunft. Er ist von Douala in Kamerun über Nigeria, durch die Wüste bis nach Algerien gereist. Dort hat er drei Jahre lang Gelegenheitsjobs gemacht, um sich das Geld für die Überfahrt nach Europa zusammenzusparen. Nach drei Jahren ging die Reise weiter bis nach Marokko. In einem Waldstück, in dem viele Migranten unter erbärmlichen Bedingungen leben, während sie auf eine günstige Gelegenheit warten, um das Mittelmeer zu überqueren, hat Paul den Filmemacher Jakob Preuss kennengelernt. Preuss hat von dort an Pauls Weiterreise dokumentiert. Wie Paul in Etappen seine gefährliche Reise fortsetzt und am Ende in Deutschland ankommt. Der Film zeigt Pauls unerschütterlichen Glauben daran, dass er es schaffen wird. Er will ja schließlich keine Almosen, keiner soll sich um ihn kümmern müssen. Er will hart arbeiten und selber für sein Auskommen sorgen. Seine Ansprüche sind gering: „Ich will doch nur das Minimum“ sagt Paul: Ein Leben in Würde und ein Auskommen, das dieses ermöglicht. Doch so funktioniert das System nicht. In Eisenhüttenstadt, wohin er von den Deutschen Behörden eingeteilt wird, ist Paul zur Untätigkeit gezwungen. Und ob er überhaupt in Deutschland bleiben darf, ist ungewiss.
Die Nachrichten zeigen allwöchentlich Bilder von Migranten, die an den Grenzen Europas stranden. Eine große, anonyme Masse, deren Schicksale kaum noch interessieren. Die Politiker reden nur noch davon, wie man Migration begrenzen und Grenzen noch dichter machen kann. „Als Paul übers Meer kam“ gibt den vielen Namenlosen ein Gesicht. Als Zuschauer kann man sich in Paul versetzen und ihn verstehen. Das löst natürlich das Dilemma der Flucht aus Afrika nicht, ist aber sicherlich ein Plädoyer für eine humanere Asylpolitik.(ado)
Regie und Buch: Jakob Preuss
Mit: Paul Nkamani,
Deutschland, 2017, Kinostart 31. August