Wenn Paare keine eigenen Kinder bekommen können, entscheiden sich viele für die Adoption. Weil es in den westlichen Ländern nicht so viele Babies gibt, die zur Adoption freigegeben werden, holen sich adoptionswillige Eltern auch gerne Kinder aus dem globalen Süden. Und so ist es keine Seltenheit, weiße Eltern mit einem „süßen schwarzen/asiatischen/lateinamerikanischen Baby“ zu sehen. Auch im Kino wird Adoption immer wieder thematisiert. Zuletzt sehr eindrucksvoll z.B. in „Lion“, in dem die Geschichte eines Jungen aus Indien erzählt wird, der von einem weißen Ehepaar in Australien adoptiert wird. In „Zum Verwechseln ähnlich“ dreht Lucien Jean-Baptiste den Spieß um und erzählt eine ganz andere Adoptionsgeschichte.
Sali und Paul Aloka führen eine glückliche Ehe, doch eines fehlt ihnen: ein Kind. Da Sali keins bekommen kann, haben sich die beiden vor Jahren schon beim Jugendamt für eine Adoption angemeldet. Als sie schon fast nicht mehr glauben, dass sich ein Baby für sie finden lässt, bekommen sie eines Tages den lang ersehnten Anruf. Der anonym geborene kleine Benjamin steht zur Adoption frei. Sali und Paul zögern nicht lange. Sie sagen „ja“ zum Kind. Freudig richten sie das Kinderzimmer ein, renovieren ihr Heim und heißen ihr Baby willkommen. Eine Story mit Happy End, könnte man denken.
Doch weil unsere Gesellschaft so ist, wie sie ist, sorgen Sali und Paul mit ihrem Entschluss, die Adoption durchzuziehen, für Unverständnis und Anfeindungen. Denn es gibt ein Problem: die Alokas sind schwarz – und Benjamin ist weiß. So etwas habe es noch nie gegeben, empört sich die verantwortliche Sachbearbeiterin beim Amt, die fest davon überzeugt ist, dass der kleine blonde Fratz im Heim besser aufgehoben wäre als bei seiner neuen Familie. Und die fortan alles dafür tut, dass die neuen Eltern das Kind nicht behalten dürfen. Aber auch in der eigenen Familie gibt es Probleme.
„Unnatürlich“ findet das der Vater von Sali, der einst aus dem Senegal nach Frankreich eingewandert ist und nicht all die Jahre geschuftet hat, damit seine Tochter nun einen weißen Popo sauber macht. „Das ist nicht mein Enkel“, sagt auch Salis Mutter, obwohl sie sich seit Jahren ein Enkelkind wünscht. Nur Salis Schwester Alvina sieht das ganz locker. „Die Zeiten ändern sich“, sagt sie. Warum spricht man einem schwarzen Paar ab, was man weißen Eltern schon immer zugestanden hat? Ähnlich wie jüngst in „Ein Dorf sieht schwarz“ werden auch in dieser Komödie Rassismus und Vorurteile in der westlichen Gesellschaft thematisiert. „Um Menschen zum Lachen zu bringen, reicht es oft aus, die Realität ein bisschen zu verzerren“, sagt Regisseur Lucien Jean-Baptiste, der auch Paul spielt. Ein bisschen weniger Verzerrung hätte den Film allerdings nicht geschadet, denn der Klamauk, der im letzten Drittel dominiert, verfestigt eher Vorurteile als dass er sie abbaut. Unterm Strich ist „Zum Verwechseln ähnlich“ dennoch ein sehenswerter, temporeicher Film, bei dem es viel zu Lachen gibt und der auch genügend Stoff zum Nachdenken bietet. (ado)
Regie: Lucien Jean-Baptiste
Mit: Aïssa Maïga, Zabou Breitman, Vincent Elbaz, Manda Touré, Maimouna Geuye, Marie-Philomène Nga, u.v.a.
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