#BLM: Erinnerung an den Mord an einem anderen George
am 16. Juni 1944

Bild © wikimedia commons

Eine lange Geschichte der Ungerechtigkeit

Die Ermordung George Floyds durch einen weißen Polizisten, Vertreter einer Institution, die Leib und Leben eigentlich schützen soll, bleibt uns allen sicherlich noch lange im Gedächtnis. An einem 16. Juni, lange vor der Ermordung George Floyds wurde ein anderer George ebenfalls durch eine staatliche Institution, die für Recht eintreten sollte, in den USA ermordet. Der 16. Juni jährt sich und ich möchte daher an seine Geschichte erinnern.

Am 16. Juni 1944 wurde der 14-jährige George Stinney auf dem elektrischen Stuhl in South Carolina hingerichtet. Drei Wochen vor seiner Hinrichtung spielte er noch mit seiner Schwester im Garten des elterlichen Hauses, was ihm später zum Verhängnis wurde. Denn es schlenderten an diesem Tag zwei weiße Mädchen an seinem Elternhaus vorbei, die 8-jährige Mary und Betty, drei Jahre älter. Sie blieben bei den spielenden Geschwistern stehen und fragten, wo sie in der Nähe Blumen pflücken könnten. George sprach mit den Mädchen, die dann ihren Weg fortsetzten.

Am Abend kehrten Mary und Betty nicht nach Hause zurück. Es wurde eine großangelegte Suchaktion organisiert. Am nächsten Morgen wurden die Leichen der Mädchen in einem flachen Graben gefunden. Am Tag drauf wurde George festgenommen. Die einzige Beschuldigung gegen ihn war die Tatsache, dass er einen Tag zuvor mit den Mädchen gesprochen hatte.

Der Junge wurde stundenlang ohne seine Eltern oder einen Anwalt verhört und dann anschließen inhaftiert. Der Sheriff behauptete später, George habe die Morde gestanden, obwohl keine schriftliche oder unterschriebene Erklärung vorgelegt wurde. Während seiner Haftzeit durften ihn seine Eltern nicht besuchen.

Nur wenige Tage später fand der Prozess statt. Die gesamte Gerichtsverhandlung einschließlich der Beratungen der Jury dauerte weniger als 3 Stunden. Die Jury, die nur aus weißen Juroren bestand, kam innerhalb von 10 Minuten zum einstimmigen Ergebnis: Schuldig. Der Richter war ebenfalls ein Weißer. Der „Verteidiger“ des Kindes – ebenfalls ein weißer Anwalt – hat nicht einen einzigen Zeugen aufgerufen. Und während des ganzen Prozesses durften weder die Eltern des Kindes, noch irgendwelche Schwarzamerikaner den Gerichtssaal betreten. Der 14-jährige George stand praktisch alleine und ohne jede Unterstützung vor einem Gericht, das ihn als vermeintlichen Mörder zum Tode verurteilte.

Siebzig Jahre später – Mord verjährt nicht – wurde der Fall aufgeklärt. George Stinney war unschuldig. Ein Kind, von einer staatlichen Institution ermordet.

Gerechtigkeit konnte er nicht mehr erfahren. (ado)

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