François, mit deinem Verein DAKO e.V. unterstützt du seit vielen Jahren afrikanische Mitbürger*innen auf unterschiedlicher Weise bei ihrer Integration in Deutschland. Was bringt dich heute auf die Fair Friends Messe?
Seit einiger Zeit arbeite ich eng mit der Stiftung Partnerschaft mit Afrika e.V. zusammen, die eine Deutsch-Afrikanische Verbraucherschutzinitiative ins Leben gerufen hat. Heute wollen wir hier zeigen, was die Folgen sind, wenn unsere hiesige Überproduktion nach Afrika exportiert wird.
Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Ich bin eher per Zufall dazu gestoßen. Die Stiftung, die durch eine Idee des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler ins Leben gerufen, und die von ehemaligen Stipendiaten der Bundeszentrale für politische Bildung geleitet wurde, hat im Herbst 2012 afrikanische Aktivisten zu einem Treffen eingeladen. Ich gehörte zu den Eingeladenen. So wurde ich auf die Stiftung und ihre Arbeit aufmerksam.
Ein Ziel der Stiftung ist es, Verbraucherschutz in Afrika zu stärken. In diesem Punkt arbeitest du stark mit SPA zusammen. Wie geht ihr vor?
Verbraucherschutz ist eine globale Aufgabe. Wir können nicht hiesige Konsumenten stärken und dann sagen, wenn unser Schrott, unser Abfall, unsere Überproduktion Menschen in Afrika schädigt, geht uns das nichts an. Deshalb informieren wir auf Veranstaltungen, wie heute auf der Fair Friends, über die Missstände. Wir zeigen Filme, halten Vorträge und versuchen so, eine Diskussion in Gang zu bringen.
Wie kann die hiesige Diaspora diese Arbeit stärken und unterstützen?
Wer hier lebt, weiß, dass es viele Organisationen gibt, die die Rechte der Verbraucher verteidigen, oder die über relevante Themen informieren – die Verbraucherschutzzentralen, oder NGOs zum Beispiel. Da die meisten Diasporianer Verbindungen zu ihren Heimatländern pflegen, können sie informieren, das Know-How der Verbraucherschutzverbände transferieren und so ein Bewusstsein für solche Themen wecken.
Ist das nicht die Aufgabe der Regierungen und Organisationen vor Ort ihre Bürger*innen zu schützen?
Auf die Regierungen vor Ort kann man sich nicht verlassen. Sie informieren selten über Gefahren. Ein Beispiel: NGOs haben Geflügelfleisch auf Märkten in Afrika untersucht und festgestellt, dass bis zu 80% davon nicht für den Verzehr geeignet ist. Die Kühlketten werden zu oft unterbrochen. Dieser Hähnchenabfall, mehrfach eingefroren und aufgetaut, wird dann unter der prallen Sonne bei Temperaturen von 35° auf offenen Marktständen ohne Kühlung feilgeboten. Die Teile liegen dann stundenlang in der prallen Sonne. Hier würde das Gesundheitsamt solches Fleisch sofort beschlagnahmen und vernichten. Die Menschen in Ländern wie Ghana aber kaufen und essen dieses Fleisch. Ein anderes Beispiel: das Verbrennen von Elektroschrott. Über die katastrophalen Folgen für Mensch und Umwelt wird wenig vor Ort informiert. Wir können und müssen dieses Wissen in unseren Netzwerken verbreiten, damit sich dort vor Ort in der Zivilgesellschaft ein Bewusstsein für diese Themen entwickelt. Dieses Ziel verfolgt auch MiGlobe, ein Beraterpool aus migrantischen Akteuren.
Auch bei MiGlobe geht es darum, existierende Netzwerke zu aktivieren und migrantische Akteure in die entwicklungspolitische Arbeit einzubinden. Allerdings liegt der Fokus bei MiGlobe auf der hiesigen kommunalen Ebene. (ado)