Interview mit Abel Akindejoye von DAGEPA e.V., Paderborn

Was war der Anlass zur Gründung von DAGEPA?

Der Anlass zur Gründung des Vereins Deutsch-Afrikanische Gesellschaft Paderborn e.V. (DAGEPA) stammt aus meiner persönlichen Erfahrung in der Gesellschaft. Seit Beginn meines Aufenthalts in Deutschland, auch in der Großstadt Berlin,  musste ich feststellen, dass die kulturellen Unterschiede und die Unterschiede zwischen der Mentalität der Deutschen und der afrikanischen Mitbürger so enorm sind.

Als ich im Jahr 2006 nach Paderborn zog, hat meine Erfahrung sich noch einmal bestätigt. Die meisten Menschen aus Afrika leben nur unter sich und für sich, und haben nur wenig oder gar keine Kontakte mit den deutschen Bürgern. Dies erschwert  den Integrationsprozess. Viele afrikanische Mitbürger haben zwar die Pflicht-Sprach- & Integrationskurse besucht, können aber trotzdem nach sehr vielen Jahren nur wenig oder gar kein Deutsch sprechen, da der Kontakt zu den Deutschen fehlt.

Obwohl viele von ihnen hohe Qualifikationen aus ihrem Heimatland mitbringen, landen sie in der Werkhalle und nehmen Tätigkeiten als Produktionshelfer auf. Berufs- und  Qualifizierungsangebote werden nicht wahrgenommen.

Außerdem glauben und sagen viele afrikanische Mitbürger über die Einheimischen:  „Die mögen uns doch sowieso nicht, die wollen uns nicht hier haben, die lassen uns doch nicht die Möglichkeit,  eine gute Arbeitsstelle zu bekommen“. Das heißt für viele, es lohnt sich nicht, sich die Mühe zu geben, sie geben sich schnell zufrieden mit dem, was sie haben und bleiben lieber in ihrer Schutzzone.

Anderseits verstehen sehr viele Deutsche die afrikanische Kultur und Mentalität nicht. Und Viele machen sich nicht die Mühe, sich damit zu beschäftigen. Viele verzichten auf differenzierte Informationen über den afrikanischen Kontinent und seine Menschen, und verlassen sich lieber auf die eigene Meinung. So bilden sich schnell Unwissen und Vorurteile , wie zum Beispiel, dass viele nicht  wissen, dass Afrika kein Land ist, sondern ein Kontinent mit 54 Ländern. Oder viele  glauben, wenn zum Beispiel über eine Hungersnot in einem Land wie Niger im Fernsehen  berichtet wird, dass in ganz Afrika Hungersnot herrscht, und dass die Menschen auf dem ganzen Kontinent sterben.

Die Vielfalt der afrikanischen Kultur und die guten Seiten des Kontinents werden weniger wahrgenommen, was unter anderem an der einseitig negativen Berichterstattung in den Medien liegt.

Ich wollte einen Verein gründen, in dem die Menschen aus beiden Kulturräumen sich einander annähern und sich austauschen, um voneinander zu lernen.

 

Wie viele Mitglieder hatte der Verein bei der Gründung und wie viele hat DAGEPA heute?

Bei der Gründung waren ca. 60 Interessenten anwesend,  42 davon haben an dem Tag ihre Mitgliedschaft zu dem Verein erklärt. Heute sind wir insgesamt 48 Mitglieder.

Wie schwer oder wie einfach war es, Leute für die Idee zu gewinnen?

Es hat bis zur Gründung des Vereins einer zweijährigen Planung bedurft, während der Ideen entwickelt und Konzepte zur Umsetzung überlegt wurden, aber dann ging es recht schnell und es war einfach, Menschen anzusprechen, durch persönliche Kontakte und Mediendarstellung. Die Resonanz war dann größer als erwartet.

Was sind die Hauptaktivitäten des Vereins?

  • Aufbau, Pflege und Vertiefung von Netzwerken und durch gegenseitige Hilfe und  Unterstützung beim Bewältigen gesellschaftlicher, sozialer und persönlicher Probleme;
  • Unterstützung der beruflichen Integration von Afrikanerinnen und Afrikanern;
  • Unterstützung beim generationsübergreifenden Zusammenleben;
  • Motivation zur Teilnahme an gesellschaftlichen und politischen Aktivitäten;
  • Kultur-, Sport-, Freizeit- und Bildungsangebote sowie soziale Aktivitäten;
  • Initiierung und Durchführung von Maßnahmen und Projekten;
  • Öffentlichkeitsarbeit;
  • Internationales Fest der Begegnung;
  • Sommerfest;
  • Jahresabschlussfest;
  • Trommel-Workshop;
  • Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen, wie bspw. Podiumsdiskussionen

Wie werden die Angebote angenommen?

Da wir im Moment keine hauptamtlichen Mitarbeiter haben, die alles organisieren und koordinieren, laufen die Angebote zurzeit eher schleppend, aber Events wie das Jahresabschlussfest und das Fest der Begegnung sowie der Trommelworkshop sind gut besucht.

Der Kreis Paderborn gilt als sehr konservativ. Wie trägt der Verein zur interkulturellen Öffnung bei?

Durch die Planung von Bildungsangeboten und politische Sensibilisierung bemühen wir uns, gegenseitiges Verständnis füreinander zu fördern. Durch die vielen Studenten aus aller Welt ist der Kreis auch zum Teil international und bietet Anknüpfungspunkte für ein gelungenes Miteinander.

Welche Wünsche hast du an die (Paderborner) Gesellschaft von morgen?

Die Gesellschaft sollte sich stärker öffnen, die Neugier sollte sich nicht nur auf die negativen Seiten anderer Kulturkreise konzentrieren, sondern auch die Vorteile zu erkennen versuchen. Beide Seiten, Menschen aus afrikanischen Ländern und Deutsche sollten aufeinander zu gehen, um gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

Welche Rolle kann ein Verein wie DAGEPA dabei spielen?

Ein Verein wie DAGEPA bietet eine Plattform und die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, voneinander zu lernen und dabei auch noch Spaß zu haben!

Als Ansprechpartner für die Politik, wenn es um Gesetze geht, die Migranten betreffen, können wir Lobbyarbeit leisten und deren Interessen vertreten.

Abel, vielen Dank für das Gespräch!

 

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