Die Lord’s Resistance Army wurde 1987 von Joseph Kony in Uganda gegründet, als Widerstandsbewegung gegen den damaligen Präsidenten Yoweri Museveni. Schnell entwickelte sich die LRA-Bewegung zu einer paramilitärischen Terrorgruppe, die unzählige Gräueltaten an der Zivilbevölkerung beging und bis heute aktiv für die Errichtung eines eigenen Gottesstaates kämpft. Die Kämpfer dieser „Armee“ waren überwiegend entführte Jugendliche. Seit Gründung der LRA sind mehr als 60.000 junge Menschen – Jungen wie Mädchen -gefangen genommen worden, um für Konys Ideologie zu kämpfen. Über die Hälfte hat dabei ihr Leben gelassen. Dieser Film handelt von vier solchen ehemaligen Kindersoldaten. Geofrey, Nighty, Mike und Lapisa wurden im Alter zwischen 12 und 13 Jahren verschleppt und haben viele Jahre für Konys LRA gekämpft. Die Jugendlichen haben schreckliche Dinge erlebt, und haben selber nicht minder grausame Taten verübt. Sie haben Dörfer angezündet, sie haben gemordet und gefoltert. Anfangs zu den Taten gezwungen, waren sie später überzeugt, das Richtige zu tun. Denn der Glaube an und Bewunderung für Kony war groß.
Nachdem Kony 2005 vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt wurde (aber bis heute noch auf der Flucht ist) begann eine Rehabilitation ehemaliger Kindersoldaten. Die vier Jugendlichen, die Jonathan Littell in seinem Film porträtiert, haben einen solchen Wiedereingliederungsprozess durchlaufen. Im Film konfrontiert der Regisseur sie mit ihrer Vergangenheit. Die Jugendlichen kehren an Orte zurück, an denen sie als LRA-Soldaten Täter von Verbrechen waren. Sie besuchen ihre Opfer und bitten um Vergebung. Der Film begleitet die vier Freunde und lässt sie von ihrer Vergangenheit erzählen.
Dabei muss der Zuschauer für sich entscheiden, wie viel Täter und wie viel Opfer in den Jugendlichen steckt. Von Gräueltaten erzählen sie zum Teil als wäre es das normalste der Welt: Jemanden den Kopf zu zerspalten, eine Hütte in Brand zu stecken, in denen Menschen schlafen, vergewaltigt zu werden – ja, das war halt so. Mit einer Nonchalance erzählen sie von ihren Taten. An manchen Stellen schimmert sogar noch so etwas wie Bewunderung für Kony durch. Doch gleichzeitig weiß man, dass diese Kinder Dinge erlebt haben, die kein Kind erleben sollte. Dass sie ihrer Kindheit beraubt worden sind. Dass sie Bilder im Kopf haben, die sie ihr Leben lang begleiten werden. Es ist eine schwierige Situation – sowohl für die ehemaligen Kindersoldaten, als auch für die Zivilgesellschaft, die sich noch an die Unmenschlichkeiten erinnert, und nun Menschlichkeit zeigen muss, damit eine Reintegration in die Gesellschaft überhaupt möglich wird.
Trotz der UN-Kinderrechtskonvention und dem Zusatzprotokoll „Kinder in bewaffneten Konflikten“ das es verbietet, Kinder unter 15 Jahren als Streitkräfte zu rekrutieren oder als Kämpfer auszubilden, werden bis heute in zahlreichen Ländern Afrikas und Asiens Kinder als Soldaten eingesetzt.
Die Menschenrechtsorganisation terre des hommes schätzt deren Zahl aktuell auf 250.000. Mehr dazu erfahren Sie hier. (ado)
Regie: Jonathan Litell
Der Film ist ab 27. April ausgewählten Kinos zu sehen. Vorpremieren in Düsseldorf (24.04.) und Münster (26.06.) in Anwesenheit des Regisseurs. Mehr unter Termine