„In den besten Händen“ – sehenswertes, kritisches Gesellschaftsdrama

Erst geht die Beziehung zwischen der Comic-Zeichnerin Raphaela, genannt Raf (Valeria Bruni Tedeschi) und der Verlegerin Julie (Marina Foïs) in die Brüche, dann bricht sich Raf auch noch den Arm und muss in die Notaufnahme. Am selben Tag landen nach einer Gelbwesten-Demo, bei der die Polizei hart eingegriffen hat, viele Verletzte ebenfalls auf der Notaufnahme. Unter ihnen befindet sich auch der LKW-Fahrer Yann (Pio Marmaï ). Mit Yann und Raf treffen Welten aufeinander – links-liberale Mittelschicht trifft auf Arbeiterschicht, beide Seiten mit ihren festen Vorurteilen behaftet. Während Raf die ganzen Ressourcen des Gesundheitssystems für sich beanspruchen will, will Yann so schnell wie möglich aus dem Krankenhaus entlassen werden und zurück zur Arbeit. Schließlich kann er sich keinen freien Tag leisten. Ebensowenig wie die Pflegerin Kim (Aissatou Diallo Sagna ), die sich um das Chaos in der Notaufnahme kümmert, obwohl ihr eigenes Kind mit hohem Fieber zuhause im Bett liegt. Die Pflegerin „mit Migrationshintergrund“ zeigt glaubhaft, wie Menschen wie sie am Limit arbeiten und das Gesundheitssystem am Laufen halten. Dass sie die Rolle so überzeugend spielt ist kein Wunder, denn Aissatou Diallo Sagna ist auch im wirklichen Leben Krankenpflegerin. Für ihre Darstellung wurde sie dann auch als erste nicht-professionelle Schauspielerin mit dem französischen Filmpreis CÉSAR für die Beste Weibliche Nebenrolle ausgezeichnet.

Aissatou-Diallo-Sagna © Alamode Film

Es geht in diesem Film um Brüche sowohl in der Gesellschaft als auch in den Beziehungen der Menschen untereinander, was der Originaltitel „La Fracture“ (Dt. der Bruch) treffend ausdrückt. Filmemacherin Corsini greift aktuelle Themen wie wachsende Klassenunterschiede, Pflegenotstand und  gesellschaftliche Spaltung auf,  und kritisiert dabei eine Politik, die scheinbar die Verbindung zum Volk vergessen hat.

„In den besten Händen“, Regie: Catherine Corsini, mit Aissatou Diallo Sagna, Valeria Bruni Tedeschi, Marina Foïs, Pio Marmaï u.v.a.

Deutscher Kinostart: 21. April

(ado/05.04.22)

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