#BLM – Es gibt inzwischen kaum jemand, der nicht weiß, wofür der Hashtag mit den 3 Buchstaben steht: Black Lives Matter. Die Bewegung bekam in diesem Frühjahr Aufwind, nach der Ermordung von George Floyd. Gegründet wurde sie aber bereits vor sieben Jahren, im Sommer 2013, als Reaktion auf den Freispruch für den Mörder von Tryvon Martin, ein Jugendlicher, der erschossen wurde, weil er seinem Mörder „verdächtig“ vorkam. Diese zwei Beispiele reihen sich in eine lange Geschichte von Gewalt gegenüber Schwarzen Menschen in den USA ein.
Wie sehr diese Gewalt den Alltag von Menschen prägt und wie sie mit dieser Gewalt und mit den ungleichen Lebensbedingungen trotzdem ihren Alltag leben, davon erzählt dieser Film. Er zeigt einen kurzen Ausschnitt aus der Lebensrealität einer Handvoll Schwarzer Protagonist*innen in Louisiana im Jahr 2017. Eine Schwarze Barbesitzerin und ihre 84-jährige Mutter, einige Mitglieder der New Black Panther Bewegung, eine alleinerziehende Mutter zweier Jungen, das Bruderpaar – diese unterschiedlichen Menschen kommen zu Wort und gewähren Einblicke in ihren Alltag.
Die alleinerziehende Mutter, deren Mann schon früh im Gefängnis einsaß, will ihren zwei Söhnen ein ähnliches Schicksal ersparen. Ihren Älteren ermahnt sie immerzu, sich in seine Bücher zu vertiefen, den Umgang mit anderen aus dem Viertel zu meiden und sich ja nicht nach Einbruch der Dunkelheit mit seinem kleinen Bruder draußen aufzuhalten. Er soll ein Vorbild für den Jüngeren sein. Doch welche Zukunftschancen haben die Brüder Ronaldo und Titus wirklich? Sie wohnen in einer Nachbarschaft, in der es jedes Wochenende zu Schießereien kommt und unschuldige Menschen sterben. Die Kinder sollen sich nicht zu lange draußen aufhalten, doch sie stromern durch die Gegend, spielen auf alte Reifenhalden, springen auf fahrende Güterzüge. Man ahnt, dass sie zu Hause weder Platz noch Spielzeug haben.
Die Barbesitzerin verliert ihre Bar, weil sie angeblich Mietrückstände hatte. Und ihrer 84-jährigen Mutter droht die Kündigung, weil ihr Haus verkauft werden soll. Ein Viertel in New Orleans, in dem schon immer Schwarze gewohnt haben, fällt der Gentrifizierung zum Opfer. Dagegen wehren sich einige Bewohner mit einer kleinen Fahrraddemo durch ihr Viertel. Und dann gibt es die Aktivist*innen der New Black Panther Bewegung, die Sandwiches und Getränke an Obdachlose verteilen, sich an Straßenecken und vor das Polizeirevier stellen und lautstark Gerechtigkeit fordern für ermordete Menschen. Denn neben der Polizeigewalt, die Schwarze allerorts in den USA erleben, kommt in dieser Gegend auch noch die Gewalt des Klans hinzu. Morde, die vom KKK begangen werden, werden seit jeher nicht gründlich aufgeklärt. Weshalb die Mitglieder der NBP selbst Aufklärung betreiben.
Der italienische Dokumentarfilmer und Drehbuchautor Roberto Minervini befasst sich in seinen jüngsten Filmen mit marginalisierten Bevölkerungsgruppen in den USA – mit den Armen, den Unterdrückten, den Verlorenen, mit Menschen, die durch das Raster fallen.
Auch in diesem Film sind es überwiegend Menschen vom unteren Rand der Gesellschaft, denen er seine Aufmerksamkeit widmet. Menschen, die aber nicht länger bereit sind, die Ungleichheiten stillschweigend hinzunehmen und die sich wehren. Menschen, die trotz der Tristesse ihrer Umgebung und dem alltäglichen Rassismus, dem sie ausgesetzt sind, ihre Würde bewahren und auf eine bessere Zukunft hoffen. (ado)
Drehbuch & Regie: Roberto Minervini, FSK ab 12 Jahren.
Kinotermine NRW:
Dortmund im Sweet Sixteen: 05.08., 10.08., 17.08. & 24.08.
Essen im Filmstudio: 16.08. – 18.08.
Herdecke im Onikon: 18.10.
Köln in der Filmpalette: seit 30.07.
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