Ein Dorf sieht Schwarz -Komödie über Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung

Die Familie Zantako – nicht willkommen bei den Sch’tis ©PROKINO Filmverleih

Mit seinem Rap „Marly Gomont“ katapultierte sich Kamini Zantako 2006 in die französischen Charts. In dem Hit-Song besingt er das Leben in der französischen Provinz als „seul black“. Auch wenn das Lied witzig ist, sind die Erfahrungen, die Kamini und seine Familie in dem gleichnamigen Dorf gemacht haben, nicht ganz so lustig. Doch oft ist es einfacher, mit Humor auf Missstände aufmerksam zu machen, als sie frontal anzuprangern. Und so hat Kamini den Rap zu einem Drehbuch erweitert und erzählt mit „Ein Dorf sieht schwarz“ die Geschichte seiner Familie als Culture-Clash-Komödie.

Die Zantakos stehen allein im Regen © PROKINO

Frankreich, Mitte der 70er Jahre. Es herrscht Medizinermangel in der Provinz. So übernimmt Seyolo Zantoko, ein junger Arzt mit kongolesischem Migrationshintergrund die Arztpraxis in dem ländlichen Marly Gomont. Die Zantakos sind die ersten schwarzen Menschen im Dorf und obwohl der Ort dringend den Mediziner braucht, weigern sich die Dörfler, sich von einem „Neger“ behandeln zu lassen. Nicht nur der Arzt, sondern die ganze Familie wird angefeindet und ausgegrenzt. In der Schule werden die Kinder auf Grund ihrer Hautfarbe schikaniert. Und auch Mutter Anne vereinsamt immer mehr, häuft eine gigantische Telefonrechnung an durch Anrufe in die alte Heimat und will nichts wie weg aus dieser rassistischen Provinz.

Die Dorfbewohner von Marly Gomont wollen keine Fremden © PROKINO

Doch Dr. Zantoko gibt nicht auf. „Papa, warum ist es schwerer, schwarz zu sein?“, fragt der vierjährige Kamini in einer Szene, und sein Vater erklärt ihm, dass man sich als Schwarzer eben viel mehr anstrengen muss, um akzeptiert zu werden. Für Seyolo ist der Arztberuf Berufung und er ist bereit, Kranken zu helfen, egal, wie sie ihn selbst behandeln. Er bleibt also immer freundlich, immer höflich, immer zuvorkommend. Es dauert sehr lange, doch am Ende gewinnt er das Vertrauen der Dörfler.
Es gibt viele lustige Szenen in diesem FIlm – wenn zu Weihnachten die bunt gekleidete Verwandtschaft der Zantokos aus Brüssel nach Marly Gomont einfällt, fröhlich feiert, anschließend in die Kirche geht und die Mitternachtsmesse auf den Kopf stellt, zum Beispiel. Oder wenn zwei Dorftrottel das erste Mal in Seyolos Praxis kommen. Doch bei aller Heiterkeit geht es um Rassismus und Diskriminierung. Obwohl die Geschichte in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts spielt, erinnert der Film daran, dass Ausgrenzungen und Anfeindungen leider bis heute existieren. Hört man die Dorfbewohner über die Familie Zantoko herziehen, klingt das wie die heutigen Parolen von Pegida, AfD und Co. In manchen Köpfen hat sich fast 50 Jahre später leider nichts geändert.

Bei „Ein Dorf sieht schwarz“ kann man also viel lachen, aber gleichzeitig stimmt der Film auch nachdenklich. Der Film ist ein Plädoyer für Toleranz und gegenseitige Wertschätzung, trotz aller Differenzen, die zwischen unterschiedlichen Kulturen existieren mögen.

In Marly Gomont wurde der Arzt Seyolo Zantako am Ende zum sehr geschätzten Mitbürger, dem die Verdienstmedaille der Picardie verliehen wurde. Als seine Aufenthaltsgenehmigung auslief, starteten die Dörfler sogar eine Petition für seine französische Staatsbürgerschaft. Diese wahre Geschichte zeigt, dass Annäherung und Wandel möglich sind. Traurig ist nur, dass es so lange dauert. (ado)

Regie: Julien Rambaldi, nach einem Drehbuch von Kamini Zantoko

Mit: Marc Zinga, Aïssa Maïga, Bayron Lebli, Médina Diarra, Rufus, Jean-Benoït Ugeux u.v.a.

Sehen Sie den Film unbedingt ab 20. April im Kino! In einer Vorpremiere im Düsseldorfer Bambi-Kino wird der Film am Dienstag, 18. April in der französischen Originalfassung gezeigt.

Und hier ist auch noch der Rap, der die Idee zum Film lieferte:

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