Mit über 400 Teilnehmer_innen- und damit ausgebucht- fand vom 14.-16. April 2016 der bundesweite Bildungskongress für Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung „WeltWeitWissen“ in Bonn statt. Drei Podien, 36 Workshops ein großer Bildungsmarkt mit ausgezeichneten Best-Practice-Projekten widmeten sich dem diesjährigen Kongressthema: Was bedeutet es, Weltbürger/in zu sein? Welchen Beitrag können die neuen globalen Entwicklungsziele (sustainable development goals) zu einem „global we“ leisten und welche Rolle kann Bildung dabei spielen?
Ein Workshop ging der Frage nach, welche Rolle Migrant/innen als Akteure des Globalen Lernens spielen. Sind sie präsent in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit? Bringen sie besondere Kompetenzen mit? Die beiden Referenten Dr. Keith Hamaimbo (Welthaus Bielefeld) und Serge Palasie (Eine Welt Netz NRW) warteten in ihrem Workshop-Konzept mit provokanten Thesen auf. Zum Beispiel mit dieser:
„Um die Globalisierung am Beispiel des Handys zu erklären, braucht man nur zwei Migrant/innen, aber fünf Nicht-Migrant_innen.
„Ja, das löste Irritationen aus, aber das war notwendig, um eine kontroverse Diskussion anzuregen“, sagen die beiden Referenten. Nur weil jemand aus dem Kongo kommt, kann er oder sie besser über die Folgen des Rohstoffabbaus dort referieren? „Das muss nicht sein“, sagt Keith Hamaimbo. „Hier besteht die Gefahr einer positiven Diskriminierung. Serge Palasie ergänzt: „Die Expertise muss – wie bei allen anderen – für den jeweiligen individuellen Fall geprüft werden. Daraus resultiert die (Nicht-)Eignung für den Einsatz im Rahmen des Globalen Lernens.“
Die Diskussion war zwar kontrovers; in einigen Punkten wurde sich die Gruppe trotzdem einig: Die Potenziale von Migrant/innen im Globalen Lernen sind noch nicht voll ausgeschöpft. Das liegt unter anderem daran, dass viele Migrant/innen noch nicht ausreichend über die Möglichkeiten und Voraussetzungen des Globalen Lernens informiert sind. „Mehr Transparenz und Vernetzung“, so der Wunsch einiger Teilnehmender.
Was könnte helfen? Zielgruppengerechte Qualifizierungen, die in Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen konzipiert und angeboten werden – so lautete eine Idee aus dem Workshop. Es bräuchte Programme, die die besonderen Potenziale von Migrant/innen erkennen und aktiv fördern.
So kontrovers wie die Diskussion war, so befreiend war sie, bestätigte eine Teilnehmerin: „In mir löste sich ein neues Gefühl der Freiheit. Zum ersten Mal erlaubte ich mir, nun auf die Fragestellungen zu hören und in mich hinein zu fühlen, was wirklich meine Meinung dazu war. Was für eine Erleichterung, keine Sorge zu haben für die eigene Meinung schief angeschaut zu werden! Ich habe wieder einmal erkannt, wie wichtig es ist, Räume zu schaffen für das Öffnen neuer Sichtweisen, für Diskussion und Auseinandersetzung, aber besonders Räume, in denen wir uns entspannt und frei fühlen und deshalb wirklich etwas entsteht.“
Wer mehr von den Referenten lesen möchte, sei auf ihre im letzten Jahr erschienene Broschüre verwiesen: http://www.diasporaNRW.net/diacms/wp-content/uploads/2015/05/Brosch%C3%BCre-D-Eine-Welt.pdf