Dr. Mouchi Blaise Ahua wurde 1967 in Abengourou (Elfenbeinküste) geboren. Der promovierte Sprachwissenschaftler studierte unter anderem an den Universitäten Cocody-Abidjan und Osnabrück. Als freier Autor schreibt und veröffentlicht er Kinder- und Jugendbücher – meist mit Bezügen zu Zuwanderung, Integration und afrodeutschen Beziehungen.
Sehr geehrter Herr Dr. Blaise Ahua, dass es trotz vieler Anstrengungen nach wie vor ein weit verbreitetes und stark vereinfachtes Bild von Afrika bzw. Menschen afrikanischer Herkunft gibt, ist leider Fakt. Welche dieser Bilder – sei es in den Medien, sei es im ganz alltäglichen Leben – begegnen Ihnen häufig? Oder: Welche davon nehmen Sie besonders wahr?
Wie Sie sicher oft bemerkt haben, ist das am verbreiteste Bild von Afrika gar nicht positiv. Das ist ja gar keine Diskussion. Und die Frage, die ich mir selbst tief im Inneren stelle, ist: wieso? Irgendwas stimmt doch nicht. Es kann nicht nur an der Hauptfarbe liegen. Nein. Das beschäftigt mich auch ganz persönlich.
Worin sehen Sie persönlich die Ursachen, dass sich diese historisch gewachsenen Bilder so hartnäckig halten?
Die Absicht dahinter wissen wir eigentlich nicht – ich meine mit „wir“ die meisten Afrikaner. Und das ist der Hauptgrund ihrer Orientierungslosigkeit. Wir müssen also noch viel mehr danach forschen. Vor allem ist es wichtig, die Realität in dieser Welt zu verstehen und diese ernst zu nehmen. Das ist auch das Hauptthema meines neuen Buches „Ich bin doch ein Afrikaner“, das bald erscheinen wird.
Was würden Sie als Gegenmaßnahmen empfehlen? Welche davon kann jede/r in Angriff nehmen und welche müssen Ihrer Meinung nach von höheren Ebenen angegangen werden?
Jeder Afrikaner sollte sich Gedanken über diesen respektlosen Umgang uns gegenüber machen – darum geht es eigentlich. Allerdings müssen wir doch klarstellen, dass wir ohne Einigkeit, Solidarität und gute Organisation nichts Ernsthaftes schaffen können. Selbst die Mächtigsten versuchen schließlich, sich zu einigen…
Gibt es für Sie trotz allem dennoch sichtbare Tendenzen in die richtige Richtung, etwa bezogen auf die letzten fünf Jahre?
Meiner Meinung nach sind die meisten Afrikaner verwirrt von ihrem Leben hier und von dem, was parallel dazu in Afrika abläuft. Ich meine damit die unerfreuliche politische und soziale Situation in vielen Ländern Afrikas. Nun, jeder strengt sich so an, wie er kann, um eine bessere Situation zu ermöglichen, weil es ohne kluge und tapfere Menschen an der politischen Macht in den afrikanischen Ländern nicht voran gehen kann.
In welcher Form engagieren Sie bzw. Ihr Verlag sich, um diesem verbreiteten Afrikabild bzw. dem Bild von Menschen afrikanischer Herkunft entgegenzuwirken? Können Sie konkrete Beispiele nennen bzw. welche würden Sie zurzeit besonders hervorheben wollen?
Da es für uns in Deutschland lebenden afrikanischen Autoren fast unmöglich ist, von traditionellen (großen) Verlagen veröffentlicht zu werden, müssen wir eben unsere eigenen Verlage auf die Beine stellen, damit wir unsere Einstellungen anbieten können, wenn wir überhaupt Bücher weiterschreiben wollen. In erster Linie geht es uns darum, Lektüre für unsere Kinder und Jugendlichen afrikanischer Herkunft anbieten zu können. Wir Afrikaner reden in ganz besonderer Weise über unser Afrika, so wie das doch schließlich jeder mit seinen eigenen Sachen macht. Das ist sehr wichtig für die Erziehung unserer Kinder, für ihr Leben hier.
Der von Dr. Mouchi Blaise Ahua gegründete Verlag: Edition Apatam
Kontakt: blaise.ahua@yahoo.de