„Es gab noch nie eine bessere Zeit für einen Schwarzen, um in Deutschland zu leben…"

Interview mit Emmanuel Peterson, u.a. Gründungsmitglied des Vereins junger Deutsch-Afrikaner.

Verein-junger-Deutsch-Afrikaner-Bild

Zur Person: Ich bin 29 Jahre alt und in Kumasi, Ghana geboren. Im Alter von 10 Jahren kam ich nach Deutschland zu meiner Mutter und 2 Schwestern, die vor mir hierhin kamen. Das Gymnasium brach ich ab, um Fußballer zu werden und zog nach Darmstadt und spielte auch für Darmstadt. In Darmstadt machte ich aber mein Abitur nach, zog wieder nach Dortmund und fing an, Energiewirtschaft zu studieren. Meine Freunde und ich haben erkannt, dass wir vor den gleichen Herausforderungen im Leben stehen aufgrund unseres identischen Werdegangs und dass es notwendig ist, uns zusammen zu tun, um unsere eigenen Interessen, also die Interessen der Deutsch-Afrikaner zu formulieren und zu verfolgen.

 

Fragen:

  1. Sehr geehrter Herr Peterson, Sie haben gerade den „Verein Junger Deutsch-Afrikaner“ gegründet. Dazu gratuliere ich Ihnen herzlich. Was sind laut Satzung zusammengefasst die Oberziele Ihres Vereins?

Das oberste Ziel ist die Förderung von internationaler Gesinnung und des Völkerverständigungsgedankens. Das deckt im Grunde ziemlich viel ab, was wir machen wollen und wofür wir stehen.

 

  1. Was war Ihr Hauptantrieb, diesen Verein zu gründen?

Das war die Notwendigkeit eines solchen Vereins. Nur so ist es uns möglich, eigene Ziele zu verfassen und zu verfolgen. Wir meinen, dass die schwarze Community zum größten Teil sich nicht dahin bewegt, wo sie hin sollte.

 

  1. Gab es Stolpersteine in der Gründungsphase und wenn ja, wie haben Sie diese beiseite räumen können?

Die gibt es immer noch, die Stolpersteine. Aber da muss man sich dann Rat holen von vertrauenswürdigen Menschen mit Erfahrung in dem Bereich. Da wurden wir schon vorgewarnt, dass man am Ball bleiben muss und hartnäckig sein muss. Das können wir nur bestätigen.

 

  1. Erfreulicherweise nimmt das entwicklungspolitische Engagement junger Menschen mit afrikanischem Hintergrund in Deutschland kontinuierlich zu. So wird die Eine-Welt-Szene auch immer „bunter“, was ein begrüßenswerter Schritt ist. Worin sehen Sie persönlich die Gründe, warum sich junge Menschen mit afrikanischem Hintergrund in Deutschland in diesem Bereich engagieren bzw. warum sie sich (noch) nicht engagieren?

Als Hauptproblem sehen wir leider immer noch die niedrigschwelligen Probleme der Community, die noch nicht überwunden scheinen. Wenn ich Probleme vor meiner Haustüre habe, umkurve ich sie nicht um weit entferntere zu lösen. Man muss dann auch fragen, was wir hier als Community von diesen Themen haben. Unserer Meinung nach hat man es bisher kaum geschafft, der Community ihren Nutzen darin aufzuzeigen.

 

  1. Anschließend an die letzte Frage: Im Rahmen des 3. EMPOWERMENT DAY – Ghanaians in NRW“ im kommenden September [Veranstaltungsdetails folgen auf Afrika-NRW.net] bieten Sie den Workshop „Next Generation – Warum wir uns zu Ghana bekennen (sollten)!?“ an. Worum wird es da gehen?

Wie der Titel schon verrät, geht es darum, der jungen Generation zu zeigen, dass man durchaus erfolgreich in Deutschland sein kann und dabei sich zu seinem Herkunftsland Ghana bekennen kann. Ganz wichtig ist uns zu zeigen, dass gerade wir Jungen dazu notwendig sind, um die Community einen Schritt voran zu bringen. Eine These, die wir gerne zum Ausdruck bringen wollen lautet: „Es gab noch nie eine bessere Zeit für einen Schwarzen, um in Deutschland zu leben. Vorausgesetzt man ist gebildet und beherrscht die deutsche Sprache!“ Der zweite Satz ist ganz, ganz wichtig!

 

  1. Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Es wäre schön, wenn wir Jungen dabei geholfen haben würden, die niedrigschwelligen Probleme zu überwinden und die schwarze Community sich in der Gesellschaft sichtbarer einbringen könnte und dürfte. Denn wir wollen nicht immer hilfsbedürftig wirken, sondern auch mitgestalten.

 

  1. Wo sehen Sie die Eine-Welt-Szene in zehn Jahren?

Das ist schwierig. Es ist schwierig, weil so viel nicht in unserer Macht liegt. Wir sind einfach nur dankbar für die Möglichkeit eine solche Unterstützung zu erfahren und die kleine Chance zu erhalten, zu partizipieren.

 

Im Netz

Partner

Träger der Fachstelle Empowerment und Interkulturelle Öffnung

Die Fachstelle ist Teil des Eine-Welt-Promotorinnen-Programms

In Zusammenarbeit mit dem

Gefördert von

im Auftrag des

und der Landesregierung NRW