Das Forum
Eine Welt Interkulturell
lud zum ersten Netzwerktreffen nach Bochum ein

Anfang der Woche stand noch kurz die Überlegung im Raum, ob man die Veranstaltung absagen solle. Es hatte nur wenige Anmeldungen gegeben. „Wir ziehen das durch“, sagte  Guilherme Miranda, Eine Welt Promotor und einer der Organisatoren. Am Samstag, 6. November 2021 fand dann in Bochum, im bis auf den letzten Platz besetzten Saal im Falkenheim das erste Treffen des Forum Eine Welt Interkulturell statt. Weitere Teilnehmende hatten sich per Zoom dazugeschaltet. Das Interesse und der Austauschbedarf waren so groß, dass die Veranstaltung am Ende sogar um eine Stunde überzogen wurde.

Tina Adomako begrüßt die Teilnehmenden

Das Forum soll künftig mindestens ein Mal im Jahr stattfinden, um Themen der Eine Welt Arbeit und der nachhaltigen Entwicklungsziele auch innerhalb von Migrant*innen-Diaspora-Organisationen zu vertiefen. Das Engagement von solchen Organisationen innerhalb der Eine Welt Szene wächst kontinuierlich. Um Kräfte zu bündeln, voneinander zu lernen, gemeinsam entwicklungspolitische Bildungsarbeit zu leisten sowie neue Projekte anzustoßen und diese zusammen voranzubringen, wollen die Interkulturellen Promotor*innen (IKP) des Eine Welt Netz NRW (EWN NRW) noch stärker mit migrantischen Organisationen zusammenarbeiten.

Das erste Forum hatte das Thema „Junges Engagement“ zum Schwerpunkt. Wie können junge Menschen für entwicklungspolitische Themen gewonnen werden? Welche gezielte Ansprachen brauchen sie? Wo erfahren sie überhaupt, dass und wie sie mitmachen können? Und wie schafft man es, das Engagement am Leben zu erhalten – z.B. wenn sie die Schule oder Hochschule verlassen, wo sie sich zuvor in einer Schüler*innen- oder  Hochschulgruppe engagiert haben? Diese Fragen stellen sich nicht nur Akteur*innen der Eine Welt Arbeit sondern auch migrantisch-diasporische Organisationen.

Nach der Begrüßung durch EWN Fachpromotorin Tina Adomako, die auch durch den Tag führte, stellten die  EWN Fachpromotoren Serge Palasie und Guilherme Miranda das IKP-Programm und die Idee des Forums vor.

IKP Bunmi Bolaji schilderte im Anschluss daran, wie sich ein Verein als Träger der Jugendhilfe anerkennen lassen kann. Am Beispiel des Vereins DARF e.V. zeigte er auf, wie der Weg zur Anerkennung verläuft. Er schilderte, welche Vorteile es bringt, als Verein die Anerkennung  als Träger zu bekommen, ging aber auch auf die Herausforderungen ein, die damit einher gehen.

Bunmi Bolaji von Darf e.V.

Er betonte, dass es wichtig sei, sich im Vorfeld über den zeitlichen und personellen Aufwand im Klaren zu sein, ebenso gäbe es gewisse fachliche Voraussetzungen, die erfüllt werden müssten. Vorteil einer Anerkennung sei, dass Projekte für Kinder und Jugendliche (auch mit entwicklungspolitischen Inhalten) gefördert werden. Zum Schluss stellte er auch einige  Projekte vor, die DARF e.V. bereits durchgeführt hat.

Noah berichtet von seinem  Jahr in Togo

Aber auch ohne Trägerschaft könne man viel mit Kindern und Jugendlichen unternehmen, um sie früh mit Themen der nachhaltigen Entwicklung in Berührung zu bringen, wie einige Teilnehmende aus ihrer eigenen Arbeit mit Kindern schilderten. Wie können sich etwas ältere engagieren? Auch für die Zielgruppe der jungen Erwachsenen gibt es viele Möglichkeiten, z.B.  sich im Rahmen eines Entsendeprogramms wie Weltwärts eine Zeit lang in einem Land des globalen Südens zu engagieren. Obwohl der Anteil an Jugendlichen mit einer Migrationsbiographie in NRW inzwischen bei 30% liegt, sind sie bei den Absolvent*innen der internationalen Freiwillegendienste kaum vertreten. Man findet hier bis heute fast nur Jugendliche und junge Erwachsene aus überwiegend Akademiker-Familien. Noah Ndiaye, der selbst ein Jahr als Freiwilliger in Togo verbracht hat, schilderte die Hürden, die junge Menschen aus weniger privilegierten Familien überwinden müssen.

Wie geht junges Engagement, fragt Svenja Bloom

Oft beginnt es damit, dass sie von den Möglichkeiten, die es gibt, gar nicht erst erfahren. Deshalb stellte Svenja Bloom, Fachpromotorin für junges Engagement nach ihrem Vortrag auch die Frage, wie Angebote wie das Netzwerk „Open Globe“ und das digitale Jugend-Programm „Chat der Welten“ bei migrantischen Jugendlichen bekannter gemacht werden können.

Momo Sissoko, IKP für den Regierungsbezirk Köln, fokussierte sich auf den schulischen Bereich und gab Beispiele, wie entwicklungspolitische Themen auch in der Schule zur Sprache kommen können. Richtig vermittelt sind die Themen durchaus interessant für Schüler*innen, wie er aus eigener Erfahrung als Lehrer bezeugte.

Fazit am Ende des Tages war, dass man nicht früh genug mit entwicklungspolitischer Bildungsarbeit anfangen kann. Am besten schon im Kindergarten, um Kinder für Themen der Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Gleichzeitig sei es wichtig – auch mit Blick auf die demographische Zusammensetzung NRWs –  migrantisch-diasporische Organisationen einzubinden, weil diese Zugänge zu Kindern und Familien ermöglichen. Dabei wurde immer wieder von allen Teilnehmenden betont, wie wichtig das Vernetzen sei.

Es wurde deutlich, dass das neue Forum viele anspricht und ein wichtiger Schritt zu mehr gemeinsamer Partizipation sein kann. Die IKPs des EWN werden im kommenden Jahr erneut dazu einladen. „Wir müssen im Dialog miteinander bleiben“, so Serge Palasie.

(ado/08.11.21)

 

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