Herr Estifanos Samuel wurde 1978 in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba geboren und lebt seit 22 Jahren in Köln. Im Alter von 20 Jahren gründete er den ersten Verein, was die Grundlage für die Etablierung der größten äthiopischen Plattform in Europa – der Ethiopian Sport and Culture Federation in Europe – bildete. Der diplomierte Medien-ökonom und ausgebildete Bürokaufmann, der seit fünf Jahren mit seiner Firma ESM – Esifanos Samuel Media – erfolgreich ist, ist als Vorsitzender des Ethiopian German Forum sowie als Aufsichtsrat des Deutsch-Äthiopischen Akademiker- und Studentenvereins (DÄSAV e.V.) quasi omnipräsent, wenn es um die Themen Bildungs- und Entwicklungspolitik geht. So veranstaltete er beispielsweise im Juni 2012 die GEECON in Köln, die erste Deutsch-Äthiopische Wirtschafts-konferenz, an der neben vielen anderen namhaften Gästen auch Günter Nooke, der persönliche Afrikabeauftragte der Bundeskanzlerin teilnahm.
Das Jahr 2012 neigt sich dem Ende zu. Welche Veranstaltungen und Aktivitäten des Ethiopian-German-Forums sowie des DÄSAV sind aus Ihrer Sicht rückblickend besonders hervorzuheben?
Im Rahmen eines Projektes, das wir mit der Unterstützung des Centrums für Internationale Migration und Entwicklung (CIM) in verschiedenen Regionen Äthiopiens realisiert haben, konnten wir in diesem Jahr etwa 330 jungen Frauen in den Bereichen IT, Frisörhandwerk sowie als Köchinnen ausbilden. Die organisatorische sowie logistische Beteiligung an der vierten CIM-Vereinsmesse im Oktober in Köln ist an dieser Stelle ebenfalls zu erwähnen.
Mit der deutsch-äthiopischen Wirtschaftskonferenz GEECON, die im Juni in Köln stattgefunden hat, initiierten wir den Kontakt zwischen NRW und Äthiopien. Mit über 150 Teilnehmenden und namhaften Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Bildung und Medien war diese Veranstaltung ein Riesenerfolg.
Weitere Veranstaltungen, die ich für das Jahr 2012 hervorheben möchte, sind der African Business Plan Contest (ABC) sowie die Financial-Literacy-Veranstaltung, die beide in Kooperation mit der African Students Association der Universität zu Köln durchgeführt wurden. Beim ABC wurde unter 16 eingereichten Businessplänen für entwicklungspolitisch relevante Projekte in Afrika ein Award verliehen. Bei der Financial-Literacy-Veranstaltung wurden afrikanische Vereinsvertreter in Bereichen wie Investitionsmöglichkeiten im Herkunftsland, remittances und Finanzdienstleistungen geschult.
DÄSAV veranstaltete im Oktober in Kooperation mit der Universität Frankfurt eine Äthiopien-Konferenz, an der auch zahlreiche afrikanische Vereine wie beispielsweise der Verein der Kameruner Ingenieure und Informatiker (VKII) teilnahmen. Es wurde unter anderem der Grundstein gelegt, um gemeinsam mit der Universität von Addis Abeba eine E-Learning-Plattform für Studierende in Äthiopien aufzubauen.
Aktuell läuft in Köln gerade ein Kulturworkshop für afrikanische Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren zum Thema „Helden schwarz-weiß“. Der Workshop soll die junge Generation in ihrem Selbstbewusstsein stärken und sie für ihre Identität in Deutschland sensibilisieren.
Welche Veranstaltungen und Aktivitäten sind für das kommende Jahr geplant?
Für die kommenden zwei Jahre ist in Kooperation mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln die Konferenzreihe „Blickpunkt Afrika“ geplant. Zweimal jährlich wird hierzu eine Veranstaltung stattfinden. Am 20. Februar 2013 findet die erste Konferenz mit dem Titel „China: Heiß ersehnter Partner Afrikas?!“ statt.
ABC wird weitergehen und ausgedehnt. Am ABC-Day, den Tag der Award-Verleihung, werden Partner aus Afrika sowie Vertreter des deutschen Mittelstand eingeladen. Die Nominierten, die mit ihren Businessplänen die Endrunde erreicht haben, werden am diesen Tag die Möglichkeit haben, sich mit einem eigenen Stand zu präsentieren.
Anknüpfend an den Erfolg der GEECON wird voraussichtlich am 3. Juli des nächsten Jahres GEECON 2013 in der IHK Köln stattfinden.
Woher nehmen Sie Ihre scheinbar unendliche Motivation?
Aus Pflicht zur Verantwortung. Ich sehe das Potential der afrikanischen Migranten in Deutschland und sehe, dass es nicht „sichtbar“ ist. Es ist Zeit, die Geschichte und Gegenwart Afrikas aus erster Hand zu erfahren und den Migrantinnen und Migranten entsprechende Foren zu bieten.
Die Rolle und das Potential der afrikanischen Migranten werden nicht genügend wertgeschätzt und ich versuche, meinen Teil zur Veränderung beizutragen. Das Thema Migration und Entwicklung spielt eine immer bedeutendere Rolle im Bewusstsein der Menschen, Migranten spielen eine signifikante Rolle für die Entwicklung ihrer Herkunftsländer, aber auch für die Zukunft dieser Gesellschaft. Dies muss stärker gefördert werden und ins Bewusstsein der Menschen rücken. Als kommunalpolitisch motivierter Bürger sehe ich es als meine Pflicht an, die Rolle der Migranten zu stärken und ihre Möglichkeiten des Engagements zu steigern.
Was würden Sie erfolgsorientierten Neulingen im Bereich der bildungspolitischen bzw. entwicklungspolitischen Vereinsarbeit raten, um effektiv und erfolgreich zu arbeiten?
Try and fail – Versucht es und seid beim ersten Rückschlag nicht enttäuscht! Viele kleine Schritte führen zum Erfolg und nur durch mehrmaliges Probieren kann man erfolgreich sein. Besucht Seminare, versucht euch ständig weiterzubilden im Bereich „Wie kann ich ein Projekt entwickeln, umsetzen und abrechnen?“. Selbstbewusstes Auftreten und das Erkennen der Eigenverantwortung sind ebenfalls wichtig. Sagt euch: „Heute gehe ich es an!“. Schaut, was andere machen und vernetzt Euch mit anderen Migrantenorganisationen.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Das ist eine schwierige Frage. Ich sehe mich als erfolgreichen Unternehmer und Vater von zwei Kindern. In Deutschland als Migrant erfolgreich zu sein, wird nicht mehr die Ausnahme, sondern ein selbstverständlicher Werdegang von Migranten sein.
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