Am Freitag, den 16. März lud der Verein Jàpoo e.V. gemeinsam mit dem Eine Welt Netz NRW während der Woche gegen Rassismus zu einem besonderen Filmerlebnis ins Bambi Kino in Düsseldorf ein. Ein sehr gemischtes Publikum aus älteren und jüngeren Zuschauer*innen, mit und ohne Migrationsbiographien fanden sich an diesem sehr kalten und nassen Nachmittag ein, um sich eine Dokumenation der Journalistin und ZDF-Moderatorin Jana Pareigis (in Zusammenarbei mit Adama Ulrich und Susanne Lenz) anzuschauen. In dem Film mit dem Titel „Afro.Deutschland“ bietet die TV-Journalistin Einblicke in ihre Biographie und schildert wie es für sie war als dunkelhäutiges Kind in Deutschland aufzuwachsen. Sie stellt weitere Menschen mit dunkler Hautfarbe vor, die ebenfalls von ihren Erfahrungen und alltäglichen Erlebnissen erzählen. Einer der Protagonisten aus dem Film ist Theodor Wonja Michael, der als Gast an diesem Nachmittag anwesend war.
Warum wird zwischen schwarzen und weißen Menschen unterschieden? Warum spielt die Hautfarbe eine solche tragende Rolle? Nach der Filmvorführung erklärte Fachpromotor Serge Palasie warum es „Biodeutsche“ eigentlich nicht gibt. In einem preiswürdigen Vortrag zur Entstehung des Farbmarkers schaffte er es in ca. 10 Minuten 5000 Jahre Geschichte verständlich für alle darzustellen.
Viele Zuschauer*innen fanden die Bilder und Schilderungen erschütternd und zeigten sich sehr betroffen. In der anschließenden Gesprächsrunde mit dem 93-jährigen Theodor Michael, der als einer der wenigen schwarzen Deutschen das Dritte Reich überlebte, wurde deutlich, dass viele hier lebende Menschen wenig Ahnung davon haben, was ihre Mitbürger*innen mit dunklerer Hautfarbe tagtäglich erleben.
Deshalb gab es auch sehr viele Fragen an Theodor Michael. Der ehemalige Schauspieler teilte sehr persönliche Lebenserfahrungen mit dem Publikum. So erzählte er zum Beispiel, dass er wegen seiner Hautfarbe nicht nur als Jugendlicher vom Gymnasium verwiesen wurde, sondern dass ihm kurze Zeit später auch seine deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt wurde. Auch berichtete er davon, wie es war als Schwarzer in Nazi-Deutschland zu leben. So erschütternd manche Episoden aus seiner Biographie auch sind, hat er jedoch nie daran gedacht, Deutschland, seiner Heimat, den Rücken zu kehren. Seine Botschaft ist die der Versöhnung, des Aufeinander Zugehens. „Die Hautfarbe ist doch völlig uninteressant,“ sagte er immer wieder. „Das ist nur ein Pigment, das ist nur Melanin“. Auch nach der Filmvorführung und der Diskussionsrunde wurde der Zeitzeuge von den Besucher*innen belagert, die mehr über sein Leben und sein Engagement hören wollten. Im Foyer des Bambi-Kinos gingen die Gespräche deshalb auch nach der Veranstaltung weiter – bei leckerem senegalisischen Finger Food und Bissap (Hibiskusblütengetränk aus Westafrika).
Fazit am Ende des Abends: Der Schock über den existierenden Alltagsrassismus saß bei vielen Besucher*innen tief. Doch es gab auch viele positive Rückmeldungen. Immer mehr Menschen jedweder Hautfarbe, viele neue Initiativen, zahlreiche Vereine und Organisationen engagieren sich für ein offenes Deutschland. Wir hoffen, dass sie die Mehrheit darstellen. Auch wenn der neue Heimatminister Horst Seehofer noch am Vortag der Veranstaltung mit seiner Aussage „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ Menschen auf Grund ihrer Religion ausgrenzte, dürfte klar sein, dass die Zukunft dieses Landes nur gemeinsam mit allen Bürger*innen gestaltet werden kann. (ado)