Darf man sich über die Flüchtlingsthematik lustig machen? Ist es überhaupt möglich, der Situation von geflüchteten Menschen etwas Humorvolles abzugewinnen? Der norwegische Film „Welcome to Norway“ schafft es, in dem ernsten Thema Stoff für eine Komödie zu finden. Hauptfigur des Films ist Primus, ein Mann, dem nicht viel im Leben gelungen ist. Nach vielen vorangegangenen Pleiten ist er zuletzt mit seinem Hotel in der Pampa irgendwo im kalten Norden baden gegangen. Nun hofft er, dass Flüchtlinge ihn retten werden. Seitdem so viele Menschen nach Europa fliehen, ist Wohnraum für Geflüchtete knapp. Aus seinem maroden Hotel will Primus eine Flüchtlingsunterkunft machen. Er hat gehört, dafür gibt es viel Geld vom Staat. Mit diesem Geld will er seine leeren Kassen auffüllen.
Doch das Amt stellt gewisse Mindest-Bedingungen an die Unterkunft – und diese erfüllt das heruntergekommene Hotel keinesfalls. Da der Bus mit den Geflüchteten aber schon auf dem Weg ist, geben ihm die Behörden eine Woche Zeit, das marode Gebäude in Schuss zu bringen. Nun hofft Primus, dass die Flüchtlinge mit anpacken werden, damit bald das Geld fließt. Doch die Menschen, die mit vielen unterschiedlichen Sprachen, Religionen und Kulturen gekommen sind, lassen sich nicht unter einen Hut stecken. Da will der Sunnit nicht mit dem Schiiten, der Hindu nicht mit dem Moslem. Auch die Verpflegung stellt ein Problem dar, denn der eine isst kein Schweinefleisch, der andere will kein Toastbrot. Und dann wäre da auch noch der aufgezwungene Integrationskurs, der völlig am Bedarf der Geflüchteten vorbei geht. Im neuen Flüchtlingsheim geht es schnell drunter und drüber. Am Anfang des Films ist Primus ein Bilderbuch-Rassist, dem das „N“-Wort locker über die Lippen geht, und der nicht einmal weiß, wieso die Verwendung des Worts inakzeptabel ist. Vorurteile, die er mit der Sozialisierung aufgenommen hat, sitzen ganz tief. Er sieht die Geflüchteten nicht als Individuen, es geht ihm nur ums Geld. Doch am Ende kommt seine menschliche Seite zum Vorschein, als er erkennt, dass kein Mensch illegal ist und jeder das Recht haben sollte, ein Leben in Frieden und Freiheit zu leben.
Die Komödie präsentiert gängige Klischees über Fremde und nimmt auch die Intoleranz der Aufnahmegesellschaft geschickt aufs Korn. Regisseur Rune Denstad Langlo schafft es, ein brisantes, globales Thema mit viel (schwarzem) Humor und Augenzwinkern zu behandeln, und die Zuschauer ohne erhobenen Zeigefinger dabei auf ihre eigenen Vorurteile zu stoßen.
(Bilder Copyright: Neue Visionen Filmverleih)
Im Kino ab 13. Oktober
Buch & Regie: Rune Denstad Langlo
Mit: Anders Baasmo Christiansen, Oliver Mukuta, Slimane Dazi, Henriette Steenstrup u.v.a.