Wie können (tote) Wälder wachsen, ohne dass neue Bäume gepflanzt werden? Der australische Agrarwissenschaftler Tony Rinauda hat in den 1980er Jahren in Niger eine alte Methode wiedereingesetzt, um die Wüstenbildung in dem Sahel-Land einzudämmen. Zuvor hatte er es, wie viele andere auch, mit dem Pflanzen von Setzlingen versucht. Doch der Boden in der Sahel-Zone ist so ausgelaugt, dass Baumsetzlinge schnell eingehen.
Der Waldmacher – Tony Rinaudo
Rinauda bemerkte unter dem vermeintlich toten Boden ein gewaltiges Wurzelnetzwerk – eine Entdeckung, die eine beispiellose Begrünungsaktion zur Folge hatte. Seit über 40 Jahren lässt Rinauda Wälder wieder wachsen, ohne einen einzigen Baum zu pflanzen. FMNR nennt er diese Methode: Farmer Managed Natural Regeneration. Nach dem Beschneiden der Triebe fließt bis auf wenige Ausnahmen die gesamte Energie in die verbleibenden Äste. Dass gesamte Kraftwerk des schlafenden, aber intakten Wurzelsystems erwacht und beginnt wieder Flüssigkeit in die Pflanze an der Oberfläche zu pumpen. Heimische Bäume, an das Klima und den Boden gewöhnt, beginnen zu wachsen. Und durch das neue Grün restauriert sich auch der Boden, so dass die Bauern wieder Getreide anbauen können an Orten, wo das bisher nicht ging. Allein in der Sahelzone ernähren noch immer 350 Millionen Bauern ihre Familien von weniger als einem Hektar Land. Für sie ist die Wiederbelebung der kargen Böden ein Überlebenskampf und Rinaudas Waldbelebungsmethode schenkt unzähligen Menschen neue Hoffnung. Für seine natürliche und nachhaltige Aufforstungsmethode, die auch dem Klimawandel und der Migration entgegenwirkt, wurde Rinauda 2018 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
Volker Schlöndorf und Tony Rinaudo © World Vision
Der bekannte Regisseur Volker Schlöndorf begleitete den Agrarwissenschaftler nach Niger, Ghana, Mali und Indien um seine Wiederaufforstungsmethode zu dokumentieren. Später reiste Schlöndorf auch durch weitere Länder – Äthiopien, Burkina Faso und Senegal – um auch dort die Arbeit des „Waldmachers“ Tony Rinaudo zu dokumentieren.
„Der Waldmacher“, Regie: Volker Schlöndorff , Mit: Tony Rinaudo, Tesfamariyam Antoniyo, Cecilia Topok Saparoug, Ablaye Cissoko u.v.a.
Jetz im Kino und am Mittwoch 13. April um 19:30 Uhr mit Volker Schlöndorf zu Gast im Bambi, Klosterstraße 78, 40211 Düsseldorf.
(ado/10.04.22)
