In einigen südamerikanischen Ländern verkaufte der Weltkonzern Nestlé 60 Jahre lang eine Kekssorte mit dem Namen „Negrita“. Der Konzern hat sich im Zuge der Rassismus-Debatte von diesem Namen verabschiedet und vertreibt den Keks unter dem Namen „Chokita“. In Australien hat der Konzern seinen „Red Skin“ Lutscher in „Red Ripper“ umgetauft. In den USA musste Aunt Jemima gehen, die Jahrzehntelang mit Pfannekuchen assoziiert wurde, und der weltbekannte Uncle Ben’s Rice des Lebenmittelkonzerns Mars Inc. soll fortan nur noch Ben’s Rice oder Ben’s Original heißen.
„We have a responsibility to help end racial injustices. We’re listening to consumers, especially in the Black community, and our Associates. We don’t yet know what the exact changes or timing will be, but we will evolve Uncle Ben’s visual brand identity.“ schrieb die Firma auf ihrer Instagramseite
Auch in Deutschland ist die Debatte bei Markenherstellern angekommen. Der Lebensmittelhersteller Knorr, bekannt für Suppen und Soßen, hat vor knapp einem Jahr seine „Zigeunersauce“ , die seit über 100 Jahren einen festen Platz in deutschen Küchen hat, aus dem Sortiment genommen. „Da der Begriff ‚Zigeunersauce‘ negativ interpretiert werden kann, haben wir entschieden, unserer Knorr Sauce einen neuen Namen zu geben“, sagte ein Firmensprecher damals. Zu der Zeit wurde der Tod von George Flloyd noch viel diskutiert und die deutschen Medien hatten sich erstmals breitflächig mit dem Thema Rassismus beschäftigt.
Was bedeuten solche Umbenennungen gesamtgesellschaftlich? Gibt es nun, ein Jahr später, weniger Rassismus? Ist die Gesellschaft sensibilisierter und empathischer geworden? Oder sind auch solche Marketingmaßnahmen nichts anderes als eine Art Greenwashing?
Rassistische Bezeichnungen und Namen zu verbannen ist m.E. ein guter erster Schritt, denn eine rassistische Sprache fördert Klischees und Vorurteile. Doch mit einer Umbenennung alleine – ob von Straßen oder von Produkten – ist wenig gewonnen. Unternehmen müssen Haltung zeigen, indem sie z.B. bei der Vergabe von Stellen und Ausbildungsplätzen nicht diskriminieren, indem sie gleiche Löhne für gleiche Arbeit zahlen und indem sie auf faire Lieferketten achten. Gerade Großkonzerne wie Unilever, Mars Inc., Nestlé etc. beuten nach wie vor Menschen in Ländern des Globalen Südens aus, indem sie Rohstoffe wie Palmöl, Kaffee, Kakao zu Konditionen beziehen, die alles andere als fair zu nennen sind. Da muss angesetzt werden, da müssen die Bedingungen menschenwürdiger werden, wenn solche Umbenennungen nicht als reines Greenwashing gelten sollen.
(ado/16.08.21)