„meeting Diaspora“ – Interview mit Shavu Nsenga

Seit 3 Jahren fördert das Elternnetzwerk NRW – Integration miteinander e.V. die afrikanische Diaspora in NRW in verschiedenen Projekten. 2020 ist das Projekt „meeting Diaspora“ an den Start gegangen mit den Schwerpunkten: Vereinscoaching, Empowerment und Generationendialoge. DiasporaNRW hat mit Shavu Nsenga vom Team „meeting Diaspora“ über ihre persönliche Motivation und die diesjährigen Themen des Projekts gesprochen.

Shavu, du bist seit einigen Jahren als Künstlerin und Aktivistin in Köln unterwegs und seit Mitte letzten Jahres auch als Projektmitarbeiterin bei „meeting Diaspora“ tätig. Wie geht es dir in der neuen Stelle?

Es ist natürlich toll, in einem Projekt zu arbeiten, in dem ich so viel von dem, was ich bisher nebenberuflich oder ehrenamtlich gemacht habe – kreative & aktivistische Arbeit, Vernetzung, Arbeit mit Organisationen – nun hauptamtlich machen kann. Ich lerne viel von der Projektarbeit, lerne weitere afro-diasporische Vereine und Expert*innen zum Beispiel in unserem laufenden Coaching-Programm kennen und kann gleichzeitig meine Kontakte mit dem Projekt verbinden. So haben sich schon tolle Kooperationen ergeben, sei es mit Trainer*innen, die wir engagieren konnten, Initiativen, mit denen wir zusammenarbeiten oder Aufträge für Künstler*innen wie z.B. die Berliner Illustratorin Hannah Marc, die für uns super schöne Flyer illustriert hat. Gleichzeitig verschwimmen so natürlich die Grenzen zwischen meiner Projektarbeit und meinem sonstigen Engagement und das gut zu trennen, ist noch etwas neu für mich und bringt mich plötzlich in eine andere Position. Mein Fokus liegt aber darauf, denjenigen Raum zu verschaffen, die schon seit Jahren wichtige und leider meist noch unbezahlte Arbeit in den Themen Antirassismus und Empowerment leisten.

Shavu Nsenga bei der Vorbereitung eines Coaching-Workshops

Der  Schwerpunkt eures Projekts „meeting Diaspora“ liegt 2021 auf den Bereich Empowerment. Was bedeutet das?

In unserem Schwerpunkt Empowerment veranstalten wir mehrere Trainings für die afrikanische Diaspora bzw. Schwarze Community an unseren Standorten Düsseldorf und Köln. Dabei gibt es Angebote für zwei Zielgruppen – junge Schwarze Erwachsene und Schwarze Eltern – für die wir tolle Trainer*innen engagieren konnten. Damit möchten wir Räume für Empowerment und Austausch schaffen, sodass die Teilnehmenden ihre Themen mitbringen können und sich selbst und einander stärken können. Das genaue Programm ist auf unserer Website zu finden unter https://www.elternnetzwerk-nrw.de/meeting-diaspora .

Kannst du die Zielgruppe etwas präzisieren, wer ist genau damit gemeint?

Wir bieten Empowerment für junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren jeweils in Köln und Düsseldorf an. Diese Generation ist sehr aktiv und vernetzt. Junge Schwarze Menschen bewegen zurzeit sehr viel in der Gesellschaft – das haben wir bei den BLM-Protesten im letzten Jahr gesehen. Wir möchten im Projekt daher genau für diese Gruppe Raum für Empowerment, Austausch, Selfcare und Healing schaffen.

In Köln liegt die Veranstaltung auf dem 20. und 21. Februar und damit im Black History Month, einem Konzept, das ursprünglich aus den USA kommt. Auch in Deutschland bieten unterschiedliche Initiativen und Institutionen ein breites Programm für die Schwarze Community und die breite Öffentlichkeit an. Passend dazu veranstalten wir ein Empowerment-Training in Kooperation mit der Sonnenblumen Community Development Group (SCDG) e.V., einem Kölner Verein, der im letzten Jahr während der Proteste viele Menschen mobilisiert hat und wichtige Communityarbeit leistet. In dem Training wird es konkret um Schwarze Geschichte und um ganzheitliche Selbstfürsorge gehen. Diesen Schwerpunkt haben wir gemeinsam gewählt, da er so auch in das vielfältige Programm passt, das SCDG e.V. jedes Jahr in diesem Monat veranstaltet.

In Düsseldorf liegt am 27. März der Fokus ebenfalls auf der Frage – „Wie kann ich mich im Aktivismus selbst empowern und meine Ressourcen stärken?“.

Und was macht oder plant ihr für Eltern der afrikanischen Diaspora bzw. Schwarzen Community?  

Bei den Empowerment-Trainings für Eltern geht es vor allem darum, wie Schwarze Eltern sich und ihre Kinder im Umgang mit Rassismus stärken können. Neben den bestehenden Hürden geht es auch um die aktuellen Belastungen durch die Pandemie.

In Kooperation mit Pamoja Afrika e.V., einem Verein, der sich vor allem Antirassismusarbeit und Empowerment Afrikanischer Familien in Köln widmet, bieten wir ein zweitägiges Online-Training für Eltern aus Köln und Umgebung an. In Düsseldorf findet das Training, falls es die Corona-Beschränkungen zulassen, in der ghanaischen Gemeinde statt, mit der wir eng zusammenarbeiten, ist aber natürlich auch offen für andere Communities.

Die aktuellen Corona-Maßnahmen schränken sicher auch die Veranstaltungsplanung sehr ein. Wie geht ihr damit um?

Ich glaube, momentan müssen wir alle sehr flexibel bleiben mit der Veranstaltungsplanung. Wir möchten natürlich niemanden gefährden oder gesundheitlich gefährdetere Menschen ausschließen. Gleichzeitig stärkt ein Empowerment-Training vor Ort das Gefühl eines geschützten Raums viel mehr als im virtuellen Raum. Wir haben uns aber bewusst entschieden, die Trainings nicht zu verschieben. Gerade in der aktuellen Situation erleben viele Menschen Isolation und/oder eine Überbelastung durch Quarantäne, Homeschooling und Kontaktverbote etc. Deshalb möchten wir auch in diesen schweren Zeiten Empowerment bieten – diesmal dann im virtuellen Raum und aufgeteilt auf zwei Tage, damit es nicht zu anstrengend wird. Ich glaube, das ist eine gute Lösung und wir vertrauen unseren Trainer*innen, die das toll gestalten werden.

Gibt es noch weitere Pläne für 2021?

Neben den genannten Trainings ist eine Multiplikator*innenschulung geplant, die wir in Kooperation mit Each One Teach One (EOTO) e.V. aus Berlin und dem Antidiskriminierungsbüro Köln des Vereins Öffentlichkeit gegen Gewalt (ÖgG) anbieten. Diese Schulung ist gedacht für Personen, die Empowerment weiter in ihre Communities, Vereine und Initiativen tragen möchten und dafür Methoden erlernen möchten.

Im Herbst folgen dann noch kreative Empowermentformate, die Performing Arts und Empowerment für Schwarze Menschen verbinden sollen. Da sind wir derzeit im Gespräch mit dem Schwarzen Haus im Unterhaus des Düsseldorfer Schauspielhaus sowie mit dem KingzCorner e.V. in Aachen.

Danke für das Gespräch und alles Gute für eure Arbeit und Pläne, über die wir gerne wieder hier berichten.

Im Netz

Partner

Träger der Fachstelle Empowerment und Interkulturelle Öffnung

Die Fachstelle ist Teil des Eine-Welt-Promotorinnen-Programms

In Zusammenarbeit mit dem

Gefördert von

im Auftrag des

und der Landesregierung NRW