Im Stadtmuseum von Düsseldorf fand am 15. Mai der Fachtag ConnAct statt. Zielgruppe waren entwicklungspolitisch engagierte Personen und Organisationen aus NRW, insbesondere auch MSO. Nach der Begrüßung der knapp 80 Gäste durch Museumsdirektorin Dr. Susanne Anna, die u.a. auf die Wichtigkeit einer interkulturellen Ausrichtung von Kultureinrichtungen zu sprechen kam, richtete die NRW Staatssekretärin für Integration, Serap Güler, das Wort an die Teilnehmenden.
In ihrer Keynote ging es hauptsächlich um das Thema Integration und Teilhabe, und um die Fortschritte, die in diesem Bereich in NRW schon gemacht worden sind. Die Staatssekretärin wies darauf hin, dass Politik alleine Probleme nicht lösen kann. Nach 2015, als so viele Geflüchtete nach NRW gekommen sind, war es nur durch das zusätzliche ehrenamtliche Engagement von vielen Vereinen, Initiativen und Gruppen, darunter auch viele Migrantenorganisationen, möglich, die Neuankömmlinge zu betreuen. Gleichzeitig räumte Frau Güler ein, dass einiges noch deutlich verbesserungswürdig sei. So gäbe es zum Beispiel in der Verwaltung noch immer zu wenig Mitarbeitende mit Migrationsbiographien.
Eine Öffnung der Verwaltung sei aber eine Voraussetzung für die interkulturelle Öffnung der entwicklungspolitischen und ehrenamtlichen Arbeit. Sie stellte einige Maßnahmen der Landesregierung vor, die darauf abzielen, mehr Migrant*innen zu Bewerbungen zu bewegen.
In einer anschließenden Podiumsdiskussion gingen die Diskutant*innen auf die Chancen ein,die eine interkulturelle Öffnung in den unterschiedlichen Bereichen biete. Das Potenzial der vielen zugewanderten Menschen werde oft nicht genutzt. Dabei wurde immer wieder die Mittlerrolle angesprochen, die Menschen haben, die in mehr als einer Kultur zu Hause sind. Ebenso wurde über die Hürden gesprochen, die eine Beteiligung oder einer Mitsprache manchmal im Wege stünden.
Dorsa Moinipour, Interkulturelle Promotorin für den Regierungsbezirk Köln, berichtete aus ihrer alltäglichen Arbeit mit Geflüchteten und MSO. Obwohl sie auch gute Projektideen hätten, seien ihnen die Förderlandschaft und der spezielle Antragsjargon nicht geläufig. Schon dadurch entstünden Barrieren, die eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe erschweren. Ivy Owusu-Dartey ging auf die Chancen für Kommunen ein, Migrant*innen in entwicklungspolitische Vorhaben einzubinden. Sie stellte das SKEW-Projekt MiGlobe vor, das Kommunen Beratungen durch migrantische Akteure finanziert. Das Thema Rassismus spielt immer wieder und immer noch eine Rolle. Austen Peter Brandt sprach über den strukturellen Rassismus, der so tief sitze, dass viele – nicht davon betroffene Menschen – ihn nicht wahrnehmen. In Deutschland rede man nicht gerne über das Thema, oder schiebe es gerne in die rechte Ecke. Man müsse viel mehr über den systemischen und institutionellen Rassismus reden, der viel schlimmer sei als der personelle Rassismus, weil er von den Institutionen legitimiert werde. Auch in der Eine Welt Szene gäbe es institutionellen Rassismus. Das könne ebenfalls ein Grund sein, weshalb es immer noch anteilsmäßig wenige Migrant*innen in der Eine-Welt-Szene gäbe.
Nach einer Mittagspause mit leckeren ghanaischen Gerichten aus der Küche von Opo‘ku Ghana Street Kitchen aus Bilk ging es gestärkt in die Arbeitsgruppen. Drei Workshops fanden parallel statt, in denen über entwicklungspolitische Arbeit aus drei unterschiedlichen Perspektiven diskutiert wurde. Im ersten Workshop ging es um die Inlandsarbeit mit ihren Chancen und Hürden. Dr. Felin Twagirashyaka leitete diese Gruppe.
Eine zweite Gruppe tauschte sich in einem Workshop mit Hans Wietert-Wehkamp vom FSI über die interkulturelle Öffnung der kommunalen Entwicklungspolitik aus. Mit Tshamala Schweizer von AfroKids e.V. diskutierte eine dritte Gruppe. Welche Möglichkeiten gibt es, sich entwicklungspolitisch im Ausland zu engagieren? Tschamala Schweizers Fazit: Augenhöhe geschieht am ehesten, wenn man die Bettler-Rolle der Antragstellerei verlässt. Er plädierte für Süd-Süd-Partnerschaften und wies darauf hin, dass es auch möglich sei, Gelder für die Durchführung von Entwicklungsprojekten vor Ort zu akquirieren.
Am Ende der Veranstaltung war ein Fazit, dass sich für enwicklungspolitische Bildungsarbeit zu engagieren wie ein Marathon sei. Auf dem Weg zu den nachhaltigen Globalen Zielen der Agenda 2030 seien die Bemühungen jedoch notwendig. Daher seien solche Vernetzungsveranstaltungen, auf denen man voneinander lernen könne, wichtig und sinnvoll. Die Teilnehmenden wünschten sich eine regelmäßige Wiederholung der Info- und Vernetzungsveranstaltung.
(ado)
Alle Fotos © Kamyar Dorodian