Details zu Part 1 "Ins gemachte Nest?" (Workshop, 19. Eine-Welt-Landeskonferenz)

Voix des Migrants

 

Bewegungsfreiheit ist ein Menschenrecht

Nathan Ludovic und Ulla Rothe von La Voix des Migrants (dt. Stimme der Migranten) zeichnen durch ihre Erzählungen ein Bild von aktuellen  Migrationsbewegungen. Ein Leitmotiv des Vereins ist: „Wir wollen nicht, dass jemand über uns spricht, sondern wir wollen für uns selbst sprechen.“ In ihrem Zeitzeugenprojekt berichten Zeitzeugen, was in Afrika und auf den entbehrungsreichen Fluchtwegen passiert.

Nathan Ludovic, der sich vor drei Jahren aus Kamerun auf den Weg gemacht hat, sieht sich als Aktivist. Er möchte den Flüchtlingen in Deutschland eine Stimme geben, aber auch denen, die sich noch auf der Flucht befinden, außerdem möchte er Kontakte zu denen schaffen, die  vorhaben zu flüchten und sie über die Bedingungen einer Flucht informieren und Öffentlichkeit für dieses Thema schaffen.

Migrationsgründe in Subsahara-Afrika liegen u.a. in der wirtschaftlichen und politischen Situation: Politische Systeme sind oftmals nach wie vor in Abhängigkeitsverhältnisse eingebettet, die auf die Kolonialzeit zurückgehen, Korruption (Regierungen nutzen (Steuer)Einnahmen zur privaten Selbstbereicherung), die Meere werden von großen, international operierenden Konzernen leer gefischt (Bsp.: Golf von Guinea oder senegalesische Küste), die Jugendlichen haben keine Arbeitsmöglichkeiten und sehen im Zuge einer globalisierten Welt die Chancen auf ein (erfolgreiches) Leben im „nördlichen“ Teil der Welt. (…)

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Wenn sie sich also auf den Weg machen, durchqueren die  Migranten aus Zentral- und Westafrika oftmals Länder wie Mali, Nigeria, Niger sowie die Wüste Sahara. Wenn sie es nach einer jahrelangen beschwerlichen Reise z.B. bis nach Marokko geschafft haben, trifft man dort auf die bewachten Grenzen von Melilla und Ceuta – den spanischen Exklaven an der Grenze von Marokko. Viele Flüchtlinge starten mehrere Versuche – oftmals vergeblich – über die Grenze zu kommen. Während dieser Zeit leben sie in den Wäldern (z.B. Nador) in der Nähe der Grenze. Es haben sich teilweise Camps nach Ländern und Ethnien organisiert, wo die Menschen zusammenleben. Ihre Überlebensstrategien sind u.a. Betteln, Essen im Abfall zu suchen und als (oft unterbezahlte) Tagelöhner zu arbeiten. Damit sich die dort lebenden Migranten nicht zu sehr einrichten, kommt die marokkanische Polizei regelmäßig und zerstört die Lager. Manchmal schaffen es die Flüchtlinge, sich organisiert zurückzuziehen, manchmal ist der Angriff der Grenzpolizei überraschend. Die, die gefasst werden, werden oftmals in der Wüste – unter anderem in  Mali – ausgesetzt. Dort leisten Organisationen wie No Borders Marocco oder Ärzte ohne Grenzen praktische Hilfe und die medizinische Versorgung.

U.a. versuchen viele mit selbstgebauten Leitern die immer höher werdenden Grenzzäune zu überwinden. Die Guardia Civil (die spanische Grenzpolizei) erwartet die Flüchtlinge auf der spanischen Seite mit Schlagstöcken, Tränengas und Gummigeschossen und versucht  die  Menschen daran zu hindern, auf ihre Seite zu gelangen. Schaffen sie es doch, werden die teilweise bewusstlosen Menschen von der Guardia Civil an Händen und Füßen weggetragen und wieder nach Marokko abgeschoben. Dies sind sogenannte Push Backs, die rechtswidrig sind und gegen die europäische Menschenrechtskonvention verstoßen.

Trotzdem erzählt ein Flüchtling, der in Nador lebt: „Die können den Zaun so hoch bauen, wie sie wollen. Wenn wir erstmal dort angekommen sind, gibt es für uns kein Zurück mehr.“

Gleichzeitig gibt es auch Flüchtlinge, die in Marokko bleiben, vor dem UNHCR Flüchtlingsanträge stellen und kleine Läden aufmachen. Sie werden von internationalen Organisationen wie der Caritas und dem Roten Kreuz unterstützt.

Eine andere Geschichte ist die der Frauen: Viele erfahren mehrfach sexuelle Gewalt und setzten ihre Flucht manchmal schwanger fort. Manche wagen den Weg auch mit ihren Kindern von ihren Herkunftsländern. Für die meisten ist der hohe Zaun in Melilla oder der Weg über das Mittelmeer von Ceuta  kaum machbar. Teilweise ohne Papiere, gibt es für sie weder den Weg nach vorne oder zurück. Organisationen, die sich für die flüchtenden Frauen einsetzen sind beispielsweise: Women in Exile , Afrique Europa Interact und No Borders Morocco (s.o.).

Situation der Flüchtlinge in Deutschland – Dublin III-Verfahren

Bei allen Flüchtlingen, die in Italien, Spanien und sonstigen Mittelmeeranrainerstaaten der EU ankommen, werden die Fingerabdrücke erfasst. Sobald die Flüchtlinge in Deutschland ankommen, wird ihr Fingerabdruck mit denen in der Datenbank verglichen – wenn er schon erfasst wurde und somit deutlich wird, dass sie über ein anderes EU-Land nach Deutschland eingereist sind, bekommen sie Bescheid vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Deutschland innerhalb einer bestimmten Frist zu verlassen sonst werden sie ausgewiesen.

Da viele Flüchtlinge traumatisiert sind, sucht La Voix des Migrants nach (englisch- oder französischsprachigen) Therapeuten, die momentane Wartezeit beträgt ein halbes Jahr.

Andere Facette

„Wir verlieren unsere Intellektuellen“ – Es gibt Projekte in Senegal, Togo und Mali, um ein realistischeres Bild von Europa und den Fluchtbedingungen zu prägen.

Möglichkeiten zum Engagement: hier

„Alarm Phone“ – Das ist eine Notrufnummer, die rund um die Uhr von Freiwilligen besetzt ist. Die Nummer wird auf den verschiedenen Stationen der Flucht verteilt. Sobald ein Notruf von einem sich auf dem Mittelmeer befindenden Boot eingegangen ist, wird die jeweils zuständige Küstenwache informiert.

 

 

 

 

 

 

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