“Activism in a Box” – Interview mit Lukas Goltermann

Unter dem Titel „Activism in a Box“ soll ein neuartiges Toolkit (Werkzeugkasten) im Rahmen dieses dreimonatigen Vernetzungsprogramms mit ausgewählten zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie Aktivistinnen/Aktivisten aus Deutschland und afrikanischen Ländern erprobt werden. Dieses enthält Formate, Methoden und Erfahrungen, die eine Annährung an eine partnerschaftliche Zusammenarbeit innovativ und einfach gestalten. Hierbei steht ein 8-wöchiges strukturiertes Tutorial im Zentrum, in dem Engagierte die Chance bekommen, sich mit gleichgesinnten Partnern interkontinental auszutauschen und später persönlich kennenzulernen.

 

Interview der Fachstelle mit Lukas Goltermann, Teamleiter bei der Stiftung Partnerschaft mit Afrika e.V.

 

Wie kam es zu diesem Projekt?

Die Idee, ein Toolkit für die Anbahnung neuer deutsch-afrikanischer Partnerschaften in der Zivilgesellschaft zu entwerfen, ist auf Veranstaltungen der Stiftung Partnerschaft mit Afrika e.V. im Rahmen des COMENGA-Programms entstanden. Diese haben wir im Herbst 2012 und Anfang des Jahres 2013 in verschiedenen deutschen Städten veranstaltet. Es ging uns darum, neue Wege zu finden, wie die deutsche und afrikanische Zivilgesellschaft mit gegenseitigem Nutzen zusammenarbeiten kann und wie auch neue Zielgruppen in deutsch-afrikanische Zusammenarbeit einbezogen werden können.

Wir haben damals gefragt, welche Möglichkeiten und Herausforderungen deutsche und afrikanische Vertreter kleiner zivilgesellschaftlicher Organisationen dabei sehen. Bei den geschilderten Herausforderungen wurde immer wieder betont, dass Vernetzungsmöglichkeiten fehlen, der Zugang zu neuen Partnern oft nur sehr zufällig in Gang kommt und die Hemmschwelle, neue Partner zu finden oft zu hoch sei. Große und etablierte Organisationen können sich vor möglichen Kooperationspartnern, die sie auf großen Veranstaltungen kennenlernen, oft kaum retten. Kleinere Initiativen hingegen, haben es hier schwerer,  da sie sich oft nicht einmal die Reisekosten zu internationalen Veranstaltungen leisten können.

Vor diesem Hintergrund ist die Idee eines Toolkits entstanden: Eine strukturierte Sammlung von Methoden für die transnationale Zusammenarbeit. Darin activism toolkit2enthalten ist nun eine Beschreibung partnerschaftlicher Zusammenarbeit, ein 8-wöchiges Tutorial zum Kennenlernen und eine Sammlung digitaler Werkzeuge für die deutsch-afrikanische Projektarbeit. Diese Inhalte haben wir nun mit vielen helfenden Händen und Ideen aus Deutschland und verschiedenen afrikanischen Ländern erstellt. Als nächstes soll unser Toolkit nun in deutsch-afrikanischen Tandems – die sich bisher noch nicht kennen – auf Herz und Nieren getestet werden.

 

Wer waren die Initiatoren?

Die Initiative, an einem Toolkit zu arbeiten, kam Anfang 2013 von Dr. Christine Kolbe aus Berlin und Jeffrey Wambaya aus Kenia. Beide waren an Veranstaltungen der Stiftung Partnerschaft mit Afrika e.V. beteiligt. Die Stiftung bot im Zuge des vom BMZ finanzierten COMENGA Programms für diese Idee anfangs lediglich den Rahmen und unterstützte die beiden bei der Weiterentwicklung und Konzeptionierung. Mittlerweile ist das Toolkit zu einem Modell im Rahmen des Aktionsraums Zivilgesellschaft von COMENGA geworden.

 

Wer war alles an der Entwicklung beteiligt?

Besonders am Anfang waren sehr viele unterschiedliche Menschen und Organisationen in den Diskussionen beteiligt, die ich an dieser Stelle kaum alle aufzählen kann. Christine und Jeffrey waren dann aber bereit, die langwierige Konzeptentwicklung zusammen mit mir durchzuführen. Zwischen Oktober 2013 und 2014 ist dann noch Ruth Kimani von HIVOS International aus Kenia hinzugekommen. Sobald wir dann im Januar 2014 einen ersten Entwurf zusammengestellt hatten, konnten wir diesen wieder den Teilnehmenden aus 2013 und auch neuen Köpfen vorstellen und diskutieren. Zu diesem Workshop sind dann auch Vertreterinnen und Vertreter von Engagement Global, Tactical Tech, dem Horn of Africa Peace Forum und vielen weiteren Organisationen aus Deutschland, Ruanda, Kenia und Kamerun gekommen.

 

Wer aus NRW war beteiligt?

Von der Organisation HAMIAM aus Köln, die dort ganz fantastische Arbeit macht, haben sich im Januar beispielsweise einige Engagierte extra auf den Weg nach Berlin gemacht, um an der Entwicklung des Toolkits mitzuwirken. Sie waren dabei eine sehr große Hilfe!

 

Bezieht sich die Projekt-Idee auf Vorgänger-Projekte?

Nein, die Projekt-Idee ist im Rahmen des COMENGA Programms entstanden. Es gibt aber natürlich Vorbilder anderer Organisationen. Für die zivilgesellschaftliche Arbeit, hat Tactical Tech aus Berlin zum Beispiel sehr schöne Toolkits entwickelt. Diese Toolkits zu verschiedenen Methoden des Civil Society Activism sind heute in vielen Ländern der Welt im täglichen Einsatz.

 

Wie viele Akteure haben sich angemeldet? Aus welchen Bundesländern? Natürlich interessiert uns besonders, ob jemand aus NRW dabei ist?

Insgesamt haben sich rund 20 Einzelpersonen und Vereine aus Deutschland, Kenia, Ruanda, Tansania und Nigeria auf den Bewerbungsaufruf für die Pilotphase gemeldet. Von den deutschen Bewerbern kamen die meisten tatsächlich aus Berlin, aber aus Hamm haben wir auch eine Bewerbung erhalten.

 

Wie geht es nun in den nächsten Wochen und Monaten für die Teilnehmenden weiter?

Wir haben den Prozess des Matchings – also die Bildung von deutsch-afrikanischen Tandems – noch nicht ganz abgeschlossen. Das werden wir aber in den kommenden Tagen erledigen. Danach bekommen alle ausgewählten Teilnehmenden eine Kopie des Toolkits zugeschickt. Das Organisations-Team des Projektes wird dann den Prozess des Kennenlernens – wie er im Toolkit ausgearbeitet ist – begleiten und unterstützen. Wir verstehen unsere Rolle dabei als Mentoren und neugierige Begleiter.

 

Wie geht es danach weiter? Gibt es langfristige / nachhaltige Perspektiven für die Initiative?

Die große Zwischenstation hin zu einer langfristigen Partnerschaft wird für uns ein gemeinsamer Workshop im September in Berlin sein. Dann laden wir alle acttivism toolkitam Projekt Beteiligten aus Nah und Fern ein. Denn die persönliche Begegnung bleibt natürlich trotz ausgefeiltem Toolkit ein wichtiger Bestandteil für langfristige Partnerschaften. Bis dahin haben wir aber bestimmt jede Menge Ideen für Folgeprojekte entwickelt. Für das Toolkit wird es dann erst richtig spannend, weil wir mit Hilfe des Feedbacks dann eine öffentliche Version erstellen werden. Der Workshop im September wird auch einen öffentlichen Teil haben, zu dem natürlich auch alle Leserinnen und Leser herzlich eingeladen sind. Wer also Interesse an diesem Toolkitprojekt hat und vielleicht selbst schon nach Wegen sucht, neue Partnerschaften mit afrikanischen Initiativen zu knüpfen, kann sich gerne bei uns melden.

 

Gibt es Überlegungen, beim Aufbau internationaler Netzwerke mit Akteuren afrikanischer Staaten die regionale Netzwerkarbeit der afrikanisch-stämmigen Diaspora in den Bundesländern einzubinden, beispielsweise über das Promotoren-Programm „Deutschland entwickeln!“ (Bund-Länder-Programm)?

Comenga_Logo_rgb_en_kleinWir sind in dieser Hinsicht natürlich offen und heißen jede Unterstützung und alle Impulse willkommen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass wir zusammen mit anderen Akteuren noch maßgeschneiderte Versionen unseres COMENGA Toolkits entwickeln können. Möglichkeiten gibt es da viele. Nähere Informationen zum NGO-Toolkit sowie zum COMENGA-Programm erhalten. Sie unter www.comenga.net. Wer sich über unsere Aktivitäten auf dem Laufenden halten möchte, kann dort unseren kostenlosen monatlichen Newsletter abonnieren.

 

Sie möchten mehr über die Stiftung Partnerschaft mit Afrika erfahren? Besuchen Sie unsere Website www.german-african-partnership.org.

 

 

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