„Du vergeudest deine Zeit!“? – Interview zum Thema junge Menschen mit Migrationshintergrund und entwicklungspolitisch relevantes Engagement

DSC06359Herr Joel Kossivi Agnigbo (28) studierte zunächst in Lomé (Togo) sowie in Paris und machte den Bachelor-Abschluss in Kultur- und Sprachwissenschaften. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr beim Arbeiter-Samariterbund in Deutschland und einem daran anschließenden dreimonatigen Aufenthalt in seinem Herkunftsland Togo  studiert er nun in Siegen. Er wird seinen Master-Studiengang „Internationale kulturhistorische Studien“ voraussichtlich im Frühjahr 2014 beendet haben. Herr Agnibgo engagiert sich auf vielfache Weise in den Bereichen Entwicklungspolitik bzw. entwicklungspolitisch relevante Bildungspolitik. So ist er etwa bei Open Globe des Eine-Welt-Netzes NRW aktiv sowie bei der französischen Vereinigung junger Freiwilliger für die Umwelt (Jeunes Volontaires pour l´Environnement). Erst kürzlich beteiligte er sich am Klimacamp in der Nähe von Köln im Rahmen eines Kurzpraktikums. Im Integrationsbereich ist er ebenfalls tätig und gibt Deutschnachhilfe für Schüler und Erwachsene bei Africa Positive e.V. in Dortmund.

 

Was hat Sie dazu bewogen, sich im Bereich Entwicklungszusammenarbeit (EZ) bzw. im Bereich EZ-bezogene Bildungspolitik zu engagieren?

Ich bin der Meinung, dass Migranten in der Entwicklungszusammenarbeit sehr  viel machen können, weil sie die Realität besser kennen. Während für viele eine Stelle im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit bloß ein Beruf bleibt, der vor allem dem Einkommenserwerb dient, ist das Engagement von Migranten in diesem Bereich öfter eine Berufung, auch weil man Familie und Bekannte in den entsprechenden Ländern hat.

Worauf führen Sie die geringe Beteiligung von Jugendlichen / jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund in diesem Themenbereich zurück?

Viele Migranten studieren Fächer, in denen man sichere Berufsaussichten hat – vor allem naturwissenschaftliche und technische Fächer; das heißt aber nicht, dass es nicht viele junge Migranten gibt, die sich für das Thema EZ interessieren.

Es ist auch nicht immer leicht für EZ-Interessierte, etwas zu kriegen – zum Beispiel einen Praktikumsplatz. Es nützt aber nichts, immer jede Absage direkt mit Diskriminierung zu erklären. Das machen aber viele.

Was wären Ihrer Meinung nach geeignete Mittel, um das Engagement von jungen Menschen mit Migrationshintergrund in diesem Bereich zu erhöhen?

Vorbilder sind sehr wichtig. Allein in meinem Freundeskreis lassen sich immer wieder welche begeistern, wenn sie sehen, dass man Erfolg haben kann. Wenn sie sehen, dass man Jobchancen oder wenigstens Aktionsmöglichkeiten hat, dann zeigen sie Interesse. Wenn nicht, dann sagen sie: „Du vergeudest deine Zeit!“. Wenn es also gute Aussichten gibt, dann folgt das Engagement automatisch. Wenn nicht, hat man Angst, einen unsicheren Weg einzuschlagen.

Workshops, Bildungs- und Aufklärungsarbeit sind auch wichtig. Man muss wissen, warum es wichtig ist, sich zu engagieren. Außerdem müssen die bestehenden Möglichkeiten und Kontaktpersonen bekannt sein: Viele wissen nicht, wohin sie gehen sollen.

Warum ist Ihrer Meinung nach gerade das Engagement von jungen Menschen mit Migrationshintergrund in diesem Bereich so wichtig?

Weil sie am besten, am effektivsten mithelfen können und weil sie meistens besser die Realitäten kennen und wissen, was gerade aktuell ist. Die Kommunikation vor Ort ist auch wichtig. Manchmal sorgt mangelnde Kommunikation dafür, dass Projektgelder – viele Millionen – rausgeschmissen werden, weil man im „Norden“ meinte, zu wissen, was man vor Ort brauchte. Aber das ist nicht immer der Fall.

Haben Sie konkrete Zukunftspläne? Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?

Mein Studium rechtzeitig zu beenden mit den dazu nötigen Praktika. Und dann im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit oder Integrationsarbeit zu arbeiten. Das ist, was ich mir wünsche. In 10 Jahren sehe ich mich in Deutschland

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