Tunesien verändert sich, aber manche Dinge bleiben beim Alten. Dazu gehört, dass viele Eltern immer noch die Hochzeit für ihre Kinder arrangieren. So ist es auch bei Hedi. Der junge Mann verdient zwar schon sein eigenes Geld als Autoverkäufer und lebt unter der Woche in einer anderen Stadt, doch seine Braut darf er nicht selber wählen. Wen er heiratet, das bestimmt seine Mutter.
In den Wochen, in denen die letzten Vorbereitungen für seine Hochzeit mit einem Mädchen laufen, die er kaum kennt, trifft er während einer Geschäftsreise die emanzipierte Rim, die in seinem Hotel als Animateurin für Touristen arbeitet. Hedi ist von der fröhlichen Frau und ihren Lebenslust fasziniert. Ihre Lebenseinstellung, Schmiedin ihres eigenen Glücks zu sein, ist ihm völlig fremd. Doch nach und nach lässt er sich anstecken und beginnt mit ihr eine leidenschaftliche Affäre. Rim zeigt Hedi, dass ein selbstbestimmtes Leben nicht einfach aber dennoch möglich ist. Doch am Ende schafft Hedi nicht den Sprung mit ihr nach Frankreich auswandern, wo sie ein gemeinsames Leben in Freiheit beginnen wollen. Zu stark ist die Macht der Heimat, der Traditionen. Diese führen bei Hedi zu einer Art Lethargie, die wie Ketten sind, die er nicht sprengen kann. Am Ende bleibt offen, ob auch Hedi die Kraft finden wird, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen.
(Regisseur Mohamed Ben Attia)
Auf der diesjährigen Berlinale wurde Hauptdarsteller Majd Mastoura mit dem silbernen Bären ausgezeichnet. Der Film gewann auch den Preis für den Besten Erstlingsfilm.
„Eine scheinbar private Geschichte, die sich zum Panorama einer Gesellschaft im Umbruch, zum Gleichnis über den Abschied von Traditionen erweitert. Und ein Film über das Glück und den Schmerz der Freiheit.“ So die Jury-Begründung.
Der Film kommt am 22. September ins Kino und ist auch auf dem Afrika Filmfest in Köln zu sehen.
HEDI (OT: Inhebbek Hedi)
Regie: Mohamed Ben Attia
Mit: Majd Mastoura, Rym Ben Messaoud, Sabah Bouzouita, Hakim Boumessoudi u.a.
Tunesien / Belgien / Frankreich 2016 | 88 min