„Wir machen das schon für euch!“ – Diaspora und Fair Trade

Diaspora und Fair Trade - Selam KölnSeit Jahren steigt das entwicklungspolitische Engagement von Migrantenorganisationen in Deutschland. Ob es um entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Deutschland geht oder um die Durchführung von entwicklungspolitisch relevanten Projekten in den Herkunftsländern – die Diaspora leistet einen nicht unbedeutenden Beitrag zur Realisierung verschiedener entwicklungspolitischer Ziele, darunter auch die Millennium Development Goals (MDGs). Die Themenbereiche, die dabei häufig eine Rolle spielen, sind unter anderem Bildung, Umwelt, Migration und Technologietransfer. In Bezug auf die genannten Aspekte, die als entwicklungspolitisches Engagement in engerem Sinne verstanden werden können, ist es mehr oder weniger unstrittig, dass das Engagement von Migrant/innen als eine Bereicherung anzusehen ist. Bei entwicklungspolitischem Engagement in weiterem Sinne – so etwa globales Lernen und Fair Trade –  sieht dies häufig anders aus. In diesen Bereichen werden Migrant/innen oftmals nicht mitbedacht. Ein Beispiel einer Afrikanerin, die sich in einem Eine-Welt-Laden in einer hessischen Stadt nach Beschäftigungsmöglichkeiten erkundigte und der der Satz „Wir machen das schon für euch!“ entgegnet wurde, illustriert dies auf anschauliche Weise.

Als Koordinator der Fachstelle für Migration und Entwicklung bin ich davon überzeugt, dass sich das entwicklungspolitische Engagement nicht nur auf die eingangs erwähnten Punkte beziehen sollte. Neben Migrantenorganisationen können beispielsweise auch Einzelhändler und Gastronomen mit Migrationshintergrund zur Verbesserung in den Ländern des sogenannten globalen Südens beitragen, indem sie einige fair gehandelte Produkte dauerhaft in ihr Sortiment aufnehmen.

Dies sieht auch Frau Haile des äthiopischen Restaurants „Selam“ so, die ihre Absicht bekundete, fairen Kaffee aus Äthiopien und fairen Wein aus Südafrika künftig in dem seit 1999 in Köln bestehenden Familienbetrieb anzubieten. Da das „Selam“ ein gutlaufender Gastronomiebetrieb ist, würden diese beiden fair gehandelten Produkte im Sortiment einen bescheidenen Beitrag zu gerechteren Handelbeziehungen zwischen Nord und Süd darstellen, den ein einzelner Konsument in der Regel eher nicht leisten kann. Nicht zuletzt deshalb begrüßt die Fachstelle ein solches Engagement von Gastronomen oder aber auch Einzelhändlern mit Migrationshintergrund.

Ein weiterer Punkt ist, dass diese „fairen“ Gastronomen oder Einzelhändler zum Beispiel Steuerungsgruppen von Fairtrade-Towns oder Städten, die eine Fairtrade-Town werden wollen, beitreten können. Damit schaffen sie sich – sofern sie es wollen – unmittelbare politische Partizipationsmöglichkeiten auf kommunaler Ebene. Da das Thema Fair Trade untrennbar mit den Ländern des sogenannten globalen Südens verbunden ist, aber die erwähnten Steuerungsgruppen (bestehend aus Vertreter/innen aus städtischen Einrichtungen, Einzelhandel, Eine-Welt-Netz, NGOs etc.) quasi ausschließlich aus Mitgliedern der Mehrheitsgesellschaft bestehen, ist es höchste Zeit, dass sich hier ein Wandel vollzieht. Hierbei sind beide Seiten gefragt.

 

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