Themenmonat: "Afrika als gleichwertiger Partner" – Interview mit Bunmi Bolaji

 

Bunmi Bolaji

Bunmi Bolaji, geboren in Nigeria, ist Vorsitzender des Deutsch-Afrikanischen Ruhr Forums (DARF e.V.). Der in Bochum lebende freischaffende Architekt studierte in Ogun State Polytechnic, Abeokuta, Nigeria, an der Fachhochschule Bochum und an der Universität Dortmund Architektur.

 

 

 

Sehr geehrter Herr Bunmi Bolaji, dass es trotz vieler Anstrengungen nach wie vor ein weit verbreitetes und stark vereinfachtes Bild von Afrika bzw. Menschen afrikanischer Herkunft gibt, ist leider Fakt. Welche dieser Bilder – sei es in den Medien, sei es im ganz alltäglichen Leben – begegnen Ihnen häufig? Oder: Welche davon nehmen Sie besonders wahr?

 

In diesem Zusammenhang nehme ich die Darstellung einer Situation wahr, die der Realität nicht ganz entspricht. Es gibt kein Bild der Afrikaner in welcher Form wie auch immer. Denn, Afrika ist ein Vielvölker-Kontinent mit einer Vielfalt an geografischen, politischen, religiösen, wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Existenzen.

Fakt aber ist, dass ein weit verbreitetes Bild von Menschen mit physischen Merkmalen wie dunkler Hautfarbe existiert, was an sich eine Art subtiles Vorurteil darstellt. Somit steckt das Bild auch viele Menschen, die nicht aus dem Kontinent sind, in die gleiche Schublade bei der ersten Wahrnehmung. So gesehen erlebe ich einiges, wie viele andere auch. Am häufigsten begegnet man Handlungen bzw. Behandlungen, die deutlich von entsprechenden Klischees abgeleitet wurden, was zum großen Teil von den meisten Beteiligten unbewusst bzw. instinktiv geschieht. Die meisten Handlungen wurden dann von einer Reihe Begriffen beeinflusst, die im Allgemeinen mit den Bildern assoziiert wurden. Als „Synonym“ zu dem Begriff „Afrika“ verstehen viele häufig „dunkle Haut“, „Armut“, „Krankheit“, „Flüchtling“, „Tiere“, „ungebildet sein“, „Trommel und Tanzen“, „Hilflosigkeit und Not“, „leichtsinnig sein“, etc.

 

Worin sehen Sie persönlich die Ursachen, dass sich diese historisch gewachsenen Bilder so hartnäckig halten?

Zu dieser Frage fällt mir eines meiner Lieblingszitate ein:

„Nicht, was die Dinge wirklich sind, sondern was sie für uns in unserer Auffassung sind, macht uns glücklich oder unglücklich“.

Bekannterweise stellen Bilder in jeder Form die Ergebnisse der Verarbeitung unserer Wahrnehmungen dar. Dabei beeinflussen die Quellen und die Inhalte der Wahrgenommenen den Prozess der Verarbeitung vis-à-vis die Darstellung der Ergebnisse. Demnach glaube ich, dass Ursachen vielfältig sind.

Einige davon liegen tief verwurzelt in der weit verbreiteten These der Evolution der Menschheit, wie auch in dem politisch-historischen Werdegang der Länder Subsahara Afrikas. Hinzu kommen die soziokulturellen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen dieser Länder.

Die meisten Akteure beschäftigen sich häufiger mit den Wirkungen, ohne sich mit den Ursachen wirklich auseinandergesetzt zu haben. Man erreicht dann genau das Gegenteil von den vorgenommenen Zielen.

 

Was würden Sie als Gegenmaßnahmen empfehlen? Welche davon kann jede/r in Angriff nehmen und welche müssen Ihrer Meinung nach von höheren Ebenen angegangen werden?

Ich glaube nicht, dass eine bestimmte Gegenmaßnahme die Situation verbessern kann.

Ich wage es zu behaupten, dass die grundsätzliche Voraussetzung für eine nachhaltige Änderung eines Bilds eine gründliche „Restaurierung“ und „Repositionierung“ des Bilds ist. Demnach glaube ich eher mehr an gezielte Handlungen, getragen von der Politik und der Wirtschaft. An erster Stelle müssen aber die Politik und die Wirtschaft der Region Afrika südlich der Sahara ein starkes Zeichen als gleichwertige Partner in puncto globaler Entwicklung setzen, was die globale Gesellschaft zum Umdenken bringen soll. An zweiter Stelle muss die Diaspora aus der Region sich gegenüber mal ehrlich sein und dementsprechend auch handeln. Mit Scheindasein, ständiger Schuldzuweisung, ideologischer Korruption, etc. bestätigt man ständig den Verdacht auf Komplexe und falsches Selbstbewusstsein, was wiederum zu weiterer Bestätigung der „Bilder“ führt.

Für Akteure gilt für mich das Motto „global denken, lokal handeln“, ohne schönreden.

Mit intensiver Aufklärungsarbeit zur differenzierten Wahrnehmung von Bildern, wie auch zur objektiven Meinungsbildung lässt sich vieles positiv verändern.

 

Gibt es für Sie trotz allem dennoch sichtbare Tendenzen in die richtige Richtung, etwa bezogen auf die letzten fünf Jahre?

Allein die Tatsache, dass die Gesellschaft sich immer mehr und intensiver mit der Thematik auseinandersetzt, ist eine sichtbare Tendenz in die richtige Richtung.

Ich habe aber das Gefühl, dass wir in der letzten Zeit immer wieder einen Schritt nach vorne machen, um kurz daraufhin zwei zurück zu machen. Vielleicht liege ich falsch mit dieser Behauptung.

Im 21. Jahrhundert spielt Information und Aufklärung eine sehr bedeutende Rolle bei der Meinungsbildung. Dabei lässt sich kaum etwas nachhaltig kosmetisch präsentieren.

 

Engagiert sich DARF e.V. um diesem verbreiteten Afrikabild bzw. dem Bild von Menschen afrikanischer Herkunft entgegenzuwirken? Können Sie konkrete Beispiele nennen?

Auch wenn wir im DARF e.V. uns mit dem Thema bei fast allen Gelegenheiten stets auseinandersetzen und ständig um Verbesserung bemüht sind, denke ich nicht, dass wir selbst in der Lage sind, unser Engagement diesbezüglich zu beurteilen.

Eigentlich wurde DARF e.V. gegründet, um unter anderem ein Zeichen gegen bestehende „Klischees“ im Bezug auf Subsahara-Afrikanische MSOs in unserer Region zu setzen.

Nach anfänglicher Skepsis nehmen wir nun Rückmeldungen wahr, die dafür sprechen, dass wir das Bild der Akteure mit Subsahara-afrikanischem Migrationshintergrund durch unser Dasein und unsere Handlungen in und über unsere Region hinaus positiv beeinflusst haben. Vor der Ära von DARF e.V. hat es mehrere Vereine und Akteure im Umkreis von Bochum gegeben, die es nicht so weit bringen konnten, die Anliegen der Mitbürger mit Subsahara-afrikanischem Migrationshintergrund in der Region selbst verlässlich in die eigene Hand zu nehmen. Vier Jahre nach der Gründung von DARF e.V. hat der Verein sich nicht nur zu einer handlungsfähigen und verlässlichen MSO entwickelt, sondern auch zu einem gleichwertigen Partner vieler Einrichtungen der Themenbereiche Migration und Entwicklung in der Region.

Bei allen Anliegen der Menschen mit Migrationshintergrund im Umkreis von Bochum ist DARF e.V. als verlässliche Interessensvertretung der Menschen mit Subsahara-afrikanischem Migrationshintergrund sehr gefragt, also, von MSO-Netzwerken, sozio-kulturellen Einrichtungen, bis hin zu Behörden und staatlichen Institutionen.

 

Lesen Sie auch das Interview zum Thema Vereinsarbeit und Mittelakquise mit Herrn Bunmi Bolaji.

 

Email: vorstand@darf-ev.de

Homepage: http://www.darf-ev.de/

 

 

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