„Shifting Realities“ –wechselnde oder sich ändernde Realitäten – so heißt ein beeindruckendes Tanzprojekt das Choreograph*innen und Tänzer*innen aus Europa und Afrika in einer zweijährigen Entwicklungsphase gemeinsam erarbeitet haben und das vom 2. – 12. Februar im tanzhaus nrw aufgeführt wird.
Dabei haben „Realitäten“ in Afrika und EU-Europa wenig gemeinsam – schon gar nicht die Realitäten der Künstler und noch weniger die der zeitgenössischen Tänzer und Choreografen. In Ländern, die auf der Weltarmuts-Skala weit oben rangieren, die prekäre demokratische bis offen autoritäre oder diktatorische Strukturen haben, in denen Gesundheit, Bildung und Kultur keine Priorität haben, bedeutet die Arbeit im Kulturbereich ein hoher ökonomischer und persönlicher Einsatz, der auch mit Risiken verbunden sein kann.
Das tanzhaus nrw hat gemeinsam mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden und die École des Sables das Projekt „Shifting Realities“ ins Leben gerufen, um einen interkulturellen Dialog zwischen Tanzschaffenden aus Europa und Afrika in Gang zu setzen. Die Tänzer und Choreografen stammen aus so unterschiedlichen Städten wie Berlin, Düsseldorf, Dresden, Frankfurt, Johannesburg, Köln, Lagos, Leipzig, Maputo, Ouagadougou oder Yaoundé. Im Laufe von zwei Jahren begegneten sie sich in Workshops, Laboren und während Residenzen und lernten die gegenseitigen Lebens und Arbeitsbedingungen kennen. Aus diesen Begegnungen sind transkontinentale Tanzexperimente entstanden, die aktuelle politische Entwicklungen, Lebensrealitäten und soziale Dynamiken mit einbeziehen.
Kolonialismus, Postkolonialismus und Exotismus, Entwicklungspolitik, innerliche Zerrissenheit, das aufeinander prallen von unterschiedlichen Kulturen und von Tradition und Moderne; kurz: In „Shifting Realities“ geht es um die komplexen politischen, sozialen und historischen Realitäten und deren Wechselwirkungen und Auswirkungen auf Europa und Afrika. In den Performances werden diese Themen tänzerisch umgesetzt und regen dazu an, sich damit auseinander zu setzen.
Zu sehen sind Arbeiten der Choreograph*innen Patrick Acogny, Panaibra Gabriel Canda, Taoufiq Izeddiou, Robyn Orlin und Stephanie Thiersch.
Festivaleröffnung: Donnerstag, 2. Februar um 20 Uhr mit der Aufführung „Mon Élue Noire“ von Olivier Dubois & Germaine Acogny.
Das Festivalprogramm finden Sie hier.