Was werden die Leute sagen?

© Pandora Film

Erst einmal werden sie sagen, dass die junge Hauptdarstellerin Maria Mozhdah ihre Rolle genial und sehr überzeugend spielt. Und dann werden sie feststellen, dass wir in Punkto interkulturelle Öffnung noch einen weiten Weg vor uns haben. Denn nicht nur die Aufnahmegesellschaft oder die Alteingesessenen müssen sich öffnen, das müssen die Zugewanderten, die Menschen mit sog. „Migrationshintergrund“, die Neubürger*innen gleichermaßen. Eine offene, pluralistische Gesellschaft kann nur entstehen, wenn keine Gruppe sich abschottet, und wenn Grundrechte für alle gelten.

Mit dem Film erzählt die norwegische Regisseurin Iram Haq eine Episode aus ihrem eigenen Leben. Im Alter von 14 Jahren wurde sie von ihrer Familie entführt und nach Pakistan gebracht. Wie Nisha, die Protagonistin ihres Films.

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Nisha ist eine fröhliche 15-Jährige, die behütet in einer liebevollen Familie aufwächst, gut in der Schule ist und am Wochenende gerne mit Freunden abhängt und feiert. Auch erste amouröse Annäherungen mit einem Jungen aus der Clique hat es gegeben. Als ihre Eltern das erfahren, wird Nishas Leben schlagartig von einem Tag zum anderen zur Hölle auf Erden. Die Familie des Mädchens stammt ursprünglich aus Pakistan, und obwohl sie in gutbürgerlichen Verhältnissen lebt, reicht die Tatsache, dass ihre Tochter mit einem Jungen geknutscht hat, um die vermeintliche Ehre der Familie zu besudeln. Nisha wird vom eigenen Vater zwangsweise nach Pakistan gebracht, wo sie im Schosse der Familie, bei Tante und Onkel, zur Besinnung gebracht werden soll. Was Nisha, die noch nie zuvor in Pakistan war, dort alles aus Gründen der „das tun wir nur zu deinem Besten“ erlebt, ist ein einziges Martyrium. Als Zuschauer*in muss man bei manchen Szenen starke Nerven haben!

Wie stark ist die Liebe zum eigenen Kind? Wie stark die zur eigenen Kultur? Das sind Fragen, die der Film aufwirft. Man glaubt den Eltern, dass sie ihren Kindern nur „das Beste“ wünschen. Stolz sind sie anfangs auf die guten Zeugnisse Nishas, stolz darauf, dass die Tochter später Medizin studieren wird. Eine Familie mit Migrationshintergrund, die gut in der westlichen Gesellschaft angekommen ist. Meint man. Bis Nisha die ganze gutbürgerliche Fassade der Familie zum Zusammensturz bringt. Manche Werte der Aufnahmegesellschaft teilen sie nicht. Etwa, dass Kinder auch Rechte besitzen, dass junge Frauen selber entscheiden dürfen, ob sie studieren wollen und wen sie heiraten werden.

Der Film zeigt, dass wahre Integration weit mehr bedeutet, als in Arbeit zu sein, Steuern zu zahlen, gut zu wohnen und seine Kinder zur Schule zu schicken. Solange sich manche Migrantengruppen in ihren Communities abkapseln, es also ein Neben- statt ein Miteinander gibt, bleibt eine Kluft bestehen. Und so lange das der Fall ist,  wie hier im Film sehr authentisch gezeigt, haben wir noch viel Arbeit vor uns.

 

Meine Filmempfehlung im Mai, nicht nur für Menschen, die sich mit den Themen Migration, interkulturelle Öffnung, Diversity und Integration beschäftigen.

Der Film ist ab 10. Mai in den NRW-Programmkinos zu sehen.

 

Buch & Regie: Iram Haq

Darsteller: Maria Mozhdah, Adil Hussain, Rohit Saraf, Ekavali Khanna, Ali Arfan, Sheeba Chaddha, Lalit Parimoo u.v.a.

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