Interview mit Herrn Ben Chardey, Vorsitzender der ASA (African Students Association), Köln

DSC06986Ben Chardey (Jahrgang 1982, siehe Bild) studierte Literaturwissenschaften an der Université Lomé/Togo. Zurzeit macht er sein Zweitstudium in Sozialwissenschaften an der Universität zu Köln. In seiner Funktion als Mitarbeiter des Akademischen Auslandsamtes sowie insbesondere als Vorstandsvorsitzender der African Students Association (ASA) war er mittlerweile auf zahlreichen Veranstaltungen als Podiumsgast vertreten. Darunter zu nennen sind die Hochschulrektorenkonferenz an der Universität zu Köln, der African Business Contest Plan, der Afrikatag 2013 sowie die Blickwinkel Afrika-Veranstaltung „China – Heißersehnter Partner Afrikas?!“ Neben den aufgeführten Veranstaltungen, die allesamt in Köln sattfanden, war Herr Chardey zuletzt am 25. Mai 2013 Podiumsgast beim Deutschen Entwicklungstag in Bonn. Thema war „Afrika in NRW – Lebensrealitäten“; die Diskussion erfolgte bewusst im Anschluss an ein Impulsreferat, das sich mit dem künstlich konstruierten und leider noch immer weit verbreiteten Afrikabild befasste. Als Mitveranstalter ist Herr Chardey zusammen mit der ASA maßgeblich an der Vorbereitung des nächsten EMPOWERMENT DAY im Juni beteiligt.

 

Sehr geehrter Herr Chardey, welchen Aufgaben und Aktivitäten gehören zu ihrem Arbeitsalltag als Vorsitzender der Kölner Hochschulgruppe African Students Association (ASA)?

Als Vorsitzender der ASA besteht meine Hauptaufgabe in der Verfolgung der formulierten Ziele sowie in der Vertretung der Interessen von ASA; in der Beratung und Betreuung der Mitglieder im Sozialleben und im Studium.

Darüber hinaus gehört es zu meinem Aufgabenbereich, integrationsfördernde und soziokulturelle Events und Projekte zu entwickeln, zu planen und durchzuführen, einerseits um ein reelles Image von Afrika zu vermitteln, das anders als das einseitig. in den Medien verbreitete ist, andererseits um den Mitgliedern ein erfolgreiches Studium und den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern.

In welchen Bereichen trägt die Arbeit der ASA bereits Früchte?

Das erste Ziel von ASA ist die Studenten afrikanischer Herkunft zusammenzubringen zwecks eines Zusammenwirkens und einer gegenseitigen Unterstützung. In dieser Hinsicht zeigt sich ASA ständig effektiv und alltäglich sehr operationell. Durch die Aktivitäten von ASA bekommt Afrika ein Gesicht in unterschiedlichen Gremien von der Uni Köln, etwa im Akademischen Auslandsamt, im Autonomen AusländerInnenreferat und in International Students Assciation Cologne(ISAC).

Am 8. Juni findet der EMPOWERMENT DAY – Academics, KnowledgeTransfer & Development mit der maßgeblichen Beteiligung der ASA an der Universität zu Köln statt. Was ist im akademischen Bereich Ihrer Meinung nach hierzulande beziehungsweise in den jeweiligen Herkunftsregionen zentral, wenn es um das Thema Empowerment geht?

Empowerment sehe ich aus der akademischen Perspektive zum einem als eine praktische Kenntnisgewinnung, bei der Theorien im Realleben Anwendung finden oder finden können, zum anderen aber auch als eine Erfahrungsbereicherung oder eine Aktualisierung bzw. Erneuerung der früheren erworbenen Fähigkeiten, um sich besser an Entwicklung und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt anzupassen.

Herr Chardey, Sie betätigen sich bereits seit Längerem schriftstellerisch. Gab es dafür einen besonderen Anlass? Worüber schreiben Sie?

Ich schreibe sehr gern, weil ich darin Entspannung finde, vor allem aber um am gesellschaftlichen Geschehen Kritik zu üben. [Einen Auszug aus Herrn Chardeys Kurzgeschichte „Herbst in der Fremde“ können sie im Anschluss an dieses Inteview lesen.]

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

🙂 Ich kann die Zukunft nicht genau vorab lesen, aber eins ist mir mit Sicherheit klar: In zehn Jahren bin ich nicht der Ben des Jahres 2013.

Weitere Infos zur African Students Association unter

http://www.asa.uni-koeln.de/

Auszug aus

„Herbst in der Fremde“

[…]

Dan beendete die erste Lektüre der Nachricht mit einem tiefen Seufzer. Dann las er die Mail erneut zum zweiten und dritten Mal wieder, aber er hatte den Eindruck, es wäre wie in einer Fiktion. Dass auch Deutsche unter Einsamkeit litten, konnte er bisher nur sporadisch spüren. Er, Dan, war einsam, weil er nicht zu Hause war, und das konnte man nachvollziehen. Steffis Kritik machte ihm Mut, auch seine schwierigen Zeiten zu enthüllen, aufzudecken, die er ständig resigniert verschwiegen hatte. Der Text war dermaßen emotional geladen, dass sich jeder bis in die Seele angerührt fühlen musste.

‚Sein Haus mitnehmen’ – damit kennen sich Schnecken und Schildkröten besser aus als alle anderen, heißt es. Ist es das Leben, das rätselhaft ist, oder sind wir Menschen es, die es so rätselhaft machen, fragte Dan sich.

Jede Gesellschaft hat ihre sozialen Probleme zu lösen. Why is Life this funny!

Hier hungert man und freut sich über ein Stück Brot und den kleinsten Teller Plakali oder Fufu. Geschmack spielt da keine große Rolle. Dennoch tritt man dem Leben sehr optimistisch und hoffnungsvoll gegenüber. Elavagno: es wird besser, sagte man sich und lebte zufrieden miteinander. Jeder ist für jeden da. Dort besitzt man alle möglichen prachtvollen Sachen, wählt aus, was einem schmeckt und wirft den Rest der Lebensmittelvorräte in die Tonne, man verbringt die Hälfte seines Lebens an der Luft und auf dem Meer. Und man ist trotzdem niemals glücklich. Jeder fegt vor seiner eigenen Haustür, ob sein Nachbar heute wohlauf ist, das geht ihn nichts an. Das würde die Polizei schon herausfinden. Hier hat man Zeit und weiß nicht, was man damit anfangen soll. Dort hat man Geld und Stress und Depressionen als beste Freunde, die einen begleiten, wo immer man ein- und ausgeht.

[…]

Wenn Sie mehr aus „Herbst in der Fremde“ hören möchten, sind Sie beim nächsten EMPOWERMENT DAY am 8. Juni in Köln richtig, wo Ben Chardey einen Auszug daraus vorlesen wird. Mehr dazu erfahren Sie unter dem entsprechenden Veranstaltungshinweis in diesem Newsletter.

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